Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (2. Band, 2. Theil)

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des Weinfasses auf einem an einem Stiele befindlichen Schäl 
chen Schwefel oder mit Schwefel getränkte Leinwandlappen, 
(Schwefelschnitte) verbrennt, wodurch an Stelle des Sauerstoff- 
gases in dem Luftraume ober dem Weine schwefligsaures Gas 
gebildet wird, welches wegen seiner größern Schwere die Ober 
fläche des Weines bedeckt und so die Berührung desselben mit 
der atmosphärischen Luft verhindert. Nach und nach wird die 
ses schwefligsaure Gas von dem Weine absorbirt, das Sauer- 
stoffgas aus der atmosphärischen Luft von demselben aufgenom 
men und dadurch die Oxydation des Alkohols zu Essigsäure 
zeitweilig gehindert. Die Weine erhalten aber dadurch einen 
kratzenden Geschmack, und dieß um so mehr, je öfter mau den 
Einschlag wiederholt. Besser ist es, wenn der Wein ausge- 
schänkt werden soll, ihn aus den größern Fässern in mehre 
kleinere Gebinde abzulassen und dadurch so zu vertheilen, daß 
er in jedem derselben nur kurze Zeit verbleibt, ehe dasselbe durch 
den Ausschank ganz geleert ist. 
Die besseren Weinsorten werden zuletzt in Flaschen abgezo 
gen und gut verkorkt. Sie können darin lange aufbewahrt 
werden und nehmen dabei mit dem Alter an Güte zu. — Die 
gefüllten Flaschen muß mau legen, damit der Kork fortwährend 
von dem Weine benetzt werde und ihn durch Feuchte aufge 
quollen und dadurch dicht schließend erhalte, weil er sonst all- 
mählig eintrocknen und weniger dicht schließen würde. Oft 
setzen sich dabei kleine Weiusteinkristalle ab. 
Damit sich der Wein besser halte, wird angegeben, daß 
man an einigen Orten auf 500 Gewichtstheile Trauben, die 
ausgepreßt werden, 1 Gewichtstheil Gips zusetze. Da der Gips 
sein 500faches Gewicht Wasser zur Lösung bedarf, so stellt der 
damit versetzte Most offenbar eine gesättigte Gipslösung dar. 
Der Gips zersetzt sich dabei nicht mit der Länge der Zeit, wie 
es in den mit organischen Stoffen geschwängerten Mineralwäs 
sern der Fall ist; allein es ist wahrscheinlich, daß er durch die 
im Moste enthaltenen Salze eine Zerlegung durch doppelte 
Wahlverwandtschaft erleidet und daher weder mehr in dem 
Moste noch im Weine als Gips existirt. Wendet man mehr 
Gips und diesen im gebrannten Zustande an, so bindet er etwas 
Wasser aus dem Moste, wodurch dieser conceutrirter wird. 
M. E. empfiehlt im Hoheuheimer Wochenblatt 1848 S. 
213 einen Zusatz von bis 1 U Kochsalz auf den Eimer
	        
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