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tigen oder durch einen andern hervorragenden zu verdecken —
der Würze den gewürzig bittern Hopfen zusetzte, um denselben
zu extrahiren und einige seiner Bestandteile in das Bier zu
bringen, so verband man mit dem genannten Kochen der Würze
zugleich die Extraction des Hopfens — eine Operation, welche
man auch das Hopfen der Würze oder das Hopfenhalten
nennt.
Warum gerade der Hopfen für diesen Zweck gewählt wurde,
darüber liegen keine Nachrichten vor; allein es ist höchst wahr
scheinlich, dass man mehrere aromatische und bittere Pflanzen
stoffe dazu versuchte, und unter diesen endlich dem Hopfen,
welcher beide gewünschte Eigenschaften, Aroma und Bitterkeit
in sich vereinigte, den Vorzug gab. Indess hatte auch der Ge
brauch des Hopfens zur Biererzeugung manche Schwierigkeit zu
überwinden, ehe er zu der allgemeinen Anwendung kam, in der
er sich gegenwärtig dabei befindet.
In Italien (?) sollen die ersten Versuche, dem Biere Hopfen
zuzusetzen, gemacht und in Deutschland soll er im neunten Jahr
hundert schon häufig zum Bierbrauen angewendet worden sein;
in Sachsen, Schlesien und Böhmen wurde der Hopfenbau zuerst
mit Erfolg betrieben. Um Magdeburg wurde um das Jahr 1070
viel Hopfen gebaut. Berühmt waren im eilften und zwölften
Jahrhundert die Hopfenbiere der Mark, und gingen sehr stark
nach England. Im neunten und zehnten Jahrhundert nahm man
ihn in Frankreich, im Anfänge des vierzehnten Jahrhunderts in
den Niederlanden und erst in der zweiten Hälfte des fünfzehnten
Jahrhunderts in England zum Biere. Heinrich VI. verbot in
England seinen Anbau und Heinrich VIII. (1509) seinen Ge
brauch zum Biere. Man hielt den Zusatz des Hopfens in Eng
land Anfangs für eine Verfälschung des Biers, gegenwärtig hält
man denselben allgemein für eine Notliwendigkeit. Im siebzehnten
Jahrhundert wurde in England schon sehr viel Hopfen gebaut.
In Schweden wurde früher Porst (Ledum palustre) dem Biere
zugesetzt, was von Karl IX. streng verboten wurde.
In Deutschland hat sich vorzüglich der Hopfen aus mehreren
Gegenden von Böhmen (Saaz, Auscha, Falkenau u. s. w.), Baiern
(Spalt) und Braunschweig seiner Güte wegen berühmt gemacht.
Die Zwecke, welche man durch das Kochen der Würze zu
erreichen sucht, sind folgende: