Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und praktisch dargestellt (2. Band)

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oder später, eine gleiche Obergährung ein, die einen den Um 
ständen, unter welchen sie Statt findet, angemessenen regel 
mässigen Verlauf nimmt, so dass sie binnen einer gewissen Zeit 
als beendigt erscheint. Aber sie ist es noch nicht vollkommen, 
und es tritt nun eine zwar sehr langsame, aber dennoch merk 
bare Gährung ein, wodurch der in dem Biere enthaltene Zucker 
immer vollständiger zersetzt, mehr Alkohol gebildet wird und 
sich immer noch Hefe ausscheidet. Diesen ersteren Tlieil der 
Gährung nennt man die Hauptgährung; es findet dabei Zer 
setzung des grossem Tlieils des in der Würze enthaltenen Dex 
trinzuckers Statt. Die hierauf nur langsam fortschreitende Gäh 
rung aber nennt man die Nach gährung, während welcher das 
gegohrene Bier klar und geniessbar wird. Sowohl bei der Haupt 
gährung als bei der Nachgührung setzt sich ein Tlieil der neu 
gebildeten Hefe auch am Boden der Gefässe ab, und diese Hefe 
nennt man zur Unterscheidung von der nach Oben gehobenen 
Hefe Bodenhefe; bei der Obergährung in Fässern nennt man 
sie insbesonders Fassgeläger. Die Bodenhefe ist gröber und 
weniger klebrig als die Oberhefe; sie ist mit gröberen Flocken 
von Kühlgeläger, welche beim Abziehen der Würze von den Kühl 
stöcken mitgerissen wurden, verunreinigt, bewirkt aber, einer 
Malzwürze bei 10—20° R. Temperatur zugesetzt, wieder Ober 
gährung derselben. 
Die bei 6 bis 8° R. Temperatur erfolgende Selbstgährung, 
besonders der ungekochten und Malz - Getreide - Bierwürzen, ist 
eine U n t e r g ä h r u n g; es wird dabei nur einerlei Art von 
Hefe, Unterliefe, gebildet, die sich am Boden der Gefässe 
ablagert. 
Wenn man der ebenso weit abgekühlten Bierwürze Bier- 
unterliefe zusetzt, so entsteht wieder Untergährung derselben, 
bei welcher blos Unterliefe gebildet wird. Aber auch die 
Oberhefe lässt sich allmählig in Unterliefe verwandeln. 
Wenn man nämlich der bis 8° R. abgekühlten Bierwürze Ober 
hefe zusetzt, so kommt sie zwar auch in Gährung, aber diese 
Obergährung bei niedrigerer Temperatur unterscheidet sich in 
mehreren Erscheinungen wesentlich von jener bei höherer Tem 
peratur. Sie verläuft nämlich viel langsamer je nach der Menge 
der angewendeten Hefe, in der doppelten oder dreifachen Zeit ; 
das kohlensaure Gas entwickelt sich nicht so rasch und in klei
	        
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