212
Dritte Gährungsperiode: Hefengährung (Ilefentrieb).
Bei dem Uebergange der Vorgährung in die Hefengährung
wird der Schaum der erstem, er sei gekräuselt oder nicht, bei
der Obergährung in Bottichen von einem andern Schaum durch
brochen, welcher klebrig, grossblasiger, zäher, trübe und gelblich,
sehr leicht und locker ist, und daher ziemlich hoch emporsteigt.
Während dieser Zeit wird der Schaum der Vorgährung an die
Seiten gedrängt und zcrfliesst allmälig zu gährender Würze,
die in das gährende Bier zurückfällt, und im ersteren Falle das
Hopfenharz auf der Oberfläche und an den Seitenwänden des
Gährbottichs anhaftend zurücklässt. Dieser gelbliche Schaum
enthält die eigentliche neu gebildete Hefe, daher diese Gährungs
periode auch die Benennung Hefengährung — Hefenbildungs
periode erhalten hat. Ein Tlieil der neu gebildeten Hefe findet
sich aber immer wahrscheinlich gemengt mit den entleerten
Zellen der Samenhefe auf dem Boden des Gährgefässes abgesetzt,
und dieser Antheil ist um so grösser, bei je niedrigerer Tempe
ratur und mit um so weniger Stellhefe die Obergährung einge
leitet und fortgeführt wurde, je langsamer sich daher das koh
lensaure Gas entwickelt hatte, dessen rasche Entwickelung in
grossem Bläschen vorzüglich an dem Emporheben der Oberliefe
Ursache zu sein scheint. Während der Hefengährung ist das
gährende Bier durch die sich ausscheidende Hefe am meisten
getrübt. Zieht man die lockere blasige Hefendecke auseinander,
so fiiesst sie sehr bald oder sogleich wieder zusammen, und un
ter derselben bemerkt man dabei die getrübte gährende Flüssig
keit. Die Dauer, daher die Schnelligkeit des Verlaufes der He
fengährung ist ebenfalls von der Temperatur der in die Gährung
versetzten Würze und des Gährloeals, so wie von der Menge der
angewendeten Stellhefe abhängig. Die Zersetzung des in der
Würze enthaltenen Zuckers durch die Hefengährung ist nahe je
ner gleich, die bei der Vorgährung Statt findet, und steht ebenso
im Verhältnisse mit der dabei erfolgten Attenuation.
Bei der Fassgährung wird der Oberhefenschaum durch das
offen gelassene Spundloch ausgestossen, und fiiesst in die Unter
satzwannen ab, die indessen gewechselt worden sind. Er setzt sich
darin zu einer dichtem, klebrigen, teigigen Masse zusammen,
die — von vielen Kohlensäurebläschen aufgelockert — wie ge-
gohrener Mehlteig aussieht, und wird von da zum weiteren