223
Destillation gewonnene Lutter scheint aber etwas Duseliges an
sieh zu haben.
Ob die Bestandtheile des Hopfens bei der Gährung eine
Veränderung erleiden, ist ebenfalls noch nicht gehörig ermittelt.
Die ■ ausgeschiedene Hefe ist jedenfalls viel bitterer als die Würze,
aus welcher sie gewonnen worden; es scheint sich auch etwas
Hopfenharz darin angehäuft zu haben. Die Unterliefe ist weni
ger bitter als die Oberhefe, weil sie von dem Biere, aus wel
chem sie sich absetzt, gewissermassen mehr ausgelaugt wird
und weil das Hopfenharz nach beendigter Hauptgährung auf der
Oberfläche des Bieres schwimmend bleibt, von da abgenommen
wird und sich nicht mit der Unterliefe vermengt. Der grössere
Harzgehalt des Unterhefenbiers trägt mit zu seiner Haltbarkeit bei.
Der Würze absichtlich zugesetztes Hopfenöl wird durch die
Obergährung jedenfalls ausgeschieden und verflüchtigt.
Bei der Hauptgährung bleibt noch ein Antheil Zucker in
dem Biere unzersetzt, welcher seine Zersetzung erst während
der Dauer der Nachgährung allmälig erleidet. So wie bei dem
Maischprocesse immer nur ein Theil des Stärkniehls in Zucker,
der andere kleinere Antheil desselben in Gummi umgewandelt
wird, ebenso wird bei der Hauptgährung nur der grössere Theil
des Zuckers zersetzt, der andere bleibt in dem Biere, und es
scheint, als wenn der schon gebildete Alkohol die Vergährung
desselben verzögerte, wie bei dem Zuckerbildungsprocesse der
schon gebildete Zucker die vollständige Umwandlung des Gummi
in Zucker hindert. Wie der Zucker aus der Flüssigkeit durch
die Gährung verschwindet, wirkt das noch vorhandene modificirte
Diastas nun auf das Gummi und verwandelt es noch weiter in
Zucker (bei ungekochten Würzen), weshalb nicht gekochte Wür
zen vergährungsfähiger sind als gekochte, in welchen das Diastas
seiner zuckerbildenden Kraft gänzlich beraubt worden ist. Aelm-
licli verhält sich die Hefe bei der Nachgährung. Durch Zusatz
von Malzmehl zur gährenden gekochten Würze kann man daher
ihre Vergährung befördern, weil dadurch wirksames Diastas in
dieselbe gebracht wird, welches nach vollendeter Hauptgährung
noch zuckerbildend auf das im Biere befindliche Gummi wirkt.
Es entsteht demzufolge auch mehr Hefe. Bei der Vorbereitung
der Hefe zugesetzt, bedingt es die beste Wirkung. — Solche
Biere bedürfen einer längern Zeit zur Klärung.