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längs frei von Schaum; man sagt: Die Gährung tritt an,
die Würze rahmt. Der feine, weisse Schaum wird von zahl
losen kleinen Luftbläschen gebildet, welche an die Oberfläche
emporsteigen und hier nach einiger Zeit zerplatzen; die Bewe
gung nimmt zu; der Schaum bildet in der Mitte oder nach
jener Seite des Gährbottichs hin, welche die kältere ist, eine Er
höhung, einen Schaumberg, dessen Höhe mit der fortschreitenden
Gährung zunimmt und auf dessen Oberfläche sich oft schmutzig
aussehende Flocken von in der Würze befindlichem Kühlgeläger
zeigen. Dieser Schaum verändert endlich sein Ansehen, einzelne
Schaumpartien wachsen gewissermassen empor, der Schaum an
der Oberfläche nimmt ein gekräuseltes Ansehen an; die Würze
tritt ab.
Dieser gekräuselte Schaum hat einen ungemein bittern Ge
schmack und sein Entstehen und seine Dauer bilden jenes Gäh-
rungsstadium, welches man bei der Fassgährung den Hopfentrieb
nennt. Der Harzgehalt der Würze hat sich in diesem Kräusen-
scliaume grösstentheils concentrirt.
Nachdem dieser Zustand, je nach Umständen, 16 bis 20
Stunden angehalten hat, die Kräusen sich vergrössert und man-
niclifaltig verschlungen und verästet haben, werden die Blasen
dieses Schaumes nach und nach grösser, die Kräusen ebnen sich
aus, ein gelblicher, grossblasiger, zäher und deshalb hochstei
gender Schaum bricht durch, die Kräusen verlieren sich und zer-
fiiessen vollständig; es ist die Hefengährung, die Hefenbil
dungsperiode eingetreten. Kohlensaures Gas entwickelt sich
unaufhörlich nun in grösserer Heftigkeit und Menge; ein bren
nender Span, über die gährende Würze gehalten, erlischt augen
blicklich, was vom Beginne der Gährung bis zu ihrem Ende Statt
hat. Die Temperatur der gährenden Flüssigkeit nimmt zu und
ist am grössten, wenn der Hefenschaum am höchsten gestiegen
ist. Je nach der gährenden Masse beträgt diese Zunahme der
Wärme 4 bis 12° 11. über die ursprüngliche Temperatur der
Würze. Nach 15 bis 20 Stunden lässt das Steigen des Ilefen-
schaumes nach; er erhält sich einige Stunden auf seiner Höhe
und sinkt dann nach und nach zusammen, und bildet eine gelb
liche, klebrig schmierige Decke von mehr Consistenz und ge
ringer Höhe auf der gegohrenen Flüssigkeit, dem Jungbier. Die
Hauptgährung ist nun beendet, das Jungbier kann nach Ab