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das Dreissigfache, nach Dumas das Siebenfache der angewende
ten Stellhefe betragen. Man sieht schon aus diesen so sehr ab
weichenden Angaben, dass dieselben auf keiner richtigen Erfah
rung beruhen können. Die Menge der neu gebildeten Hefe
hat auch in der That mit der Menge der Stellhefe keine con-
stante Beziehung und ist vielmehr von dem erfolgten Ver-
gährungsgrade der Würze bedingt. Je weiter die Gährung
fortgeschritten, je grösser die erfolgte Attenuation der Würze,
desto mehr neue Hefe wurde gebildet. Sie ist daher grösser
aus Würzen von Luftmalz als aus Darrmalz erzeugt, und sie ist
grösser aus wenig gekochten Würzen als aus längere Zeit ge
kochten Würzen, weil erstere Würzen vollständiger vergäliren,
auf welche Umstände man bei frühem Beobachtungen nicht ge
achtet hat.
Die Menge der neu gebildeten Hefe steht vielmehr mit der
Menge des zersetzten Zuckers und gebildeten Alkohols im gera
den Verhältnisse und beträgt in bei 80° R. Temperatur getrock
netem Zustande 0.110 R. der gebildeten Alkoholmenge. In dem
Zustande, wie sie bei der Gährung ausgeschieden wird, enthält sie
aber sehr viel gegohrene Flüssigkeit aufgesogen, so dass ihr Ge
wicht in diesem nassen Zustande fünf- bis sechsmal mehr, mithin
0.550 bis 0.660 der Alkoholmenge beträgt.
Es ist gut, wenn man im Stande ist, die Temperatur des
Gährungslocales je nach Erforderniss um einige Grade erhöhen
oder erniedrigen zu können, um dadurch die bei der Gährung
vorkommenden Zufälle zu beherrschen. Deshalb wird bei uns
im Winter (für die Obergährung) die Gährkammer geheizt. Um
die Temperatur der gährenden Würze zu erniedrigen, nimmt man
die Oberhefe auch vor beendigter Gährung ab u. dgl.
Wenn das erzeugte Jungbier aus den Gährbottichen in die
Bierfässer abgezogen (gefasst) wird, muss dasselbe zuvor mit der
Bodenhefe aufgerührt werden. Es setzt dann in den Bierfäs
sern wegen des zurückgebliebenen Ferments noch längere Zeit die
langsame oder Nachgährung fort. Die Spundöffnung der ganz
vollgefüllten Fässer wird daher noch einige Tage offen gelassen,
damit die während der Nachgährung gebildete Hefe durch die
selbe vollends ausgestossen werde, und da dieser Ilefenausstoss
nur aus ganz vollgefüllten Fässern erfolgen kann, so müssen die
selben, so lange er dauert, mit Bier von derselben Art (mit dem
Balling's Gährungschemie. II. 17