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stickstoffhaltigen Bestandteilen, mithin den Grad ihrer Nähr
fähigkeit. Die Berührung der gährenden Biere mit der atmo
sphärischen Luft zeigt sich allemal schädlicher hei höherer als
bei niedrigerer Gährungstemperatur. Das zu hohe Steigen der
Temperatur des gährenden Biers während des Hauptgälirungs-
verlaufes ist der Haltbarkeit der Biere schädlicher, als das ge
ringere Zunehmen derselben. Alle diese Einwirkungen auf die
Beschaffenheit des erzeugten Biers sind so leicht und naturge-
mäss erklärlich, dass es gar nicht notwendig ist, sich dazu der
von Liebig aufgestellten, mit vielen Erfahrungen im Widerspruch
stehenden Gährungstheorie zu bedienen, weshalb es auch mit der
vollendetsten baierischen Experiinentirkunst in Bezug auf das
Gährverfahren mit dieser Gährungstheorie nichts ist.
Das baierische Gährverfahren ist das naturgemässeste; es
ist eine Nachahmung des natürlichen, von selbst eintretenden
Gährprocesses, der Weingährung, welche eine Untergährung bei
der niedrigen Herbsttemperatur ist. Da die Selbstgährung der
Bierwürzen aber zu viel Zeit erfordert und manche andere Schwie
rigkeiten (grösseren Aufwand an Raum, Geräten, Zeit u. s. w.)
bedingt, so bemächtigt man sich der Leitung des Gähr-
verlaufes durch Zusatz von Stellhefe, um jene Schwie
rigkeiten zu beseitigen. Dies ist im Wesentlichen der baie
rische Biergährungsprocess.
Die Ursache, welche die Gährung veranlasst, bleibt hier
ausser Betracht.
4) Das Klarwerden des Biers sei das Zeichen, woran man
erkennt, dass die Säuerungserreger entfernt sind.
Es wurde schon erwähnt, dass das Jungbier nach der Haupt-
gährung hierbei schon oft so klar ist, dass es getrunken werden
kann; allein damit ist weder die Gährung noch die Entfernung
der sogenannten Säuerungserreger beendigt. So wie es von der
Unterliefe in die Lagerfässer abgezogen und in den Keller ge
bracht wird, setzt es auch, wenn es ganz klar war, die Nach-
gährung fort, und scheidet dabei noch fortwährend Unterliefe
(Säuerlingserreger) ab. Das Bier wird weinklar und befindet
sich dabei dennoch immer im Zustande der Nachgährung. Die
fortschreitende Attenuation, der zunehmende Vergährungsgrad
geben hierüber den sichersten Aufschluss.