Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und praktisch dargestellt (2. Band)

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Anders gestaltet sich der Gährungsverlauf und Erfolg, wenn 
man hierbei die vorbereitete Stellhefe bis in die Hefengährung 
eintreten lässt, wozu 8 bis 10 Stunden gehören. Der Gährungs 
verlauf ist nun weniger stürmisch; der Hefenschaum steigt nicht 
so hoch, die Attenuation ist aber bedeutend grösser, etwa 3 / 4 je 
ner der Malzwürze; die Nachgährung und Klärung des Biers 
gehen besser von Statten. 
Die Erkenntniss dieses eigenthümlichen Verhaltens der Hefe 
bei der Gährung der Malz-Kartoffelstärkmehl-Bierwürzen ist von 
Wichtigkeit nicht nur für die Anwendung des Kartoffel-Stärk- 
mehls zur Biererzeugung, sondern auch für die Wissenschaft 
der Gährungschemie, dann für die Vorbereitung der Bierhefe, 
so wie für die Erzeugung der sogenannten Kunsthefe Behufs 
der Gährung der Kartoffelmaischen in den Branntweinbren 
nereien. 
Das Vorstehende gilt für Bierwürzen, die blos aus Gersten 
malz und Kartoffel-Stärkmehl erzeugt werden. 
Wenn man aber beim Maischen des Kartoffel-Stärkmehls 
nur 5 bis 10 pCt. vom Gewichte desselben an roher Gerste, ro 
hem Weizen oder Hafer, z. B. auf 10 fß Stärkmehl und 15 iß 
Gerstendarrmalz % bis 1 iß Schrot von rohem Weizen, Hafer 
oder von roher Gerste oder auch Mehl von diesen Getreidcarten 
zusetzt, welcher Zusatz die Quantität der Würze und des Biers 
nach seinem Ausgiebigkeitsverhältniss vermehrt und dadurch be 
zahlt wird, so findet auch bei der Obergährung dieser Würzen 
selbst ohne Vorbereitung der Hefe bis in die Hefengährung eine 
ebenso vollständige Vergährung Statt, als bei Malzwürzen. Durch 
diesen geringen, unschädlichen und so nützlichen Zusatz werden 
die Malz-Kartoffelstärkmehl-Würzen den Malzwürzen in Bezug 
auf Vergährbarkeit auch für die Obergährung ganz gleich ge 
macht und dadurch jeder Vorwurf beseitigt, der bei dem früher 
angedeuteten Verfahren dagegen noch etwa erhoben werden 
konnte. Ein mehrerer Zusatz rohen Getreides vergrössert die 
Vergährbarkeit nicht. Offenbar ist es die geringe Menge Kleber 
aus dem angewendeten rohen Getreide, welcher diese vortheil- 
hafte Wirkung zur bessern Vergährung hervorbringt. Schon die 
damit erzeugte Würze ist dünnflüssiger, süsser, und fliesst leich 
ter und schneller von den Malztrebern ab, welche lockerer Zu 
rückbleiben, und weniger Würze zurückhalten.
	        
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