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Würzen aus Gerstenmalz enthalten Diastas, jene mit An
wendung roher Getreidearten erzeugten auch Mucin. Die neue
Hefe entstünde daher entweder aus Pflanzenleim und Diastas
(bei Malzbieren) oder aus Pflanzenleim, Diastas und Mucin (bei
Malzgetreidebieren). Das Diastas ist in dem Gerstenmalze in
grösserer Menge enthalten, als die ist, in welcher Payen und
Persoz es darin bestimmt haben (0.001—0.002); denn die dazu
angewendeten Abscheidungsmethoden müssen eine sehr unvoll
ständige Absonderung desselben bewirkt haben.
Diese Proteinkörper der Würze sondern sich bei der Gäh-
rung in zwei Theile. Der eine Theil derselben wird zur Bil
dung der neuen Hefe verwendet; der andere bleibt in der ge-
gohrenen Flüssigkeit zurück und bedingt mit ihre Nährfähigkeit
(Blutbildungsfähigkeit). Allein die Hefe wird nicht blos aus
diesen Proteinkörpern gebildet, es müssen die andern stickstoff
freien Bestandtheile der Würze auch einen Antheil an ihrer Bil
dung nehmen, was eines Theils durch die Menge, anderen Theils
durch die Zusammensetzung der Hefe erwiesen wird. Die bereits
hierüber mitgetheilten Analysen des Klebers und der Hefe setzen
dies ausser allen Zweifel. Nach diesen sind die Hefen-Tegu-
mente stickstofffrei; sie mussten aus den stickstofffreien Be
standteilen der Würze gebildet worden sein-, in ihnen ist der
aus dem Kleber der Würze stammende Proteinkörper einge
schlossen.
Die atmosphärische Luft hat auf die Bildung der neuen
Hefe keinen erweisbaren Antheil und es ist deshalb Liebig’s
Ansicht von der Bildung derselben, namentlich von jener der
Unterliefe, wohl eine Täuschung. Nach Liebig ist die Ober
hefe oxydirter faulender, die Unterliefe oxydirter verwesender
Kleber (?).
Die Menge der jedesmal neu gebildeten Hefe ist
unabhängig von der Menge der Stellhefe, und steht
blos mit dem erfolgten Vergährungsgrade, mithin mit
der Menge des zersetzten Zuckers und mit der des daraus ge
bildeten Alkohols im geraden Verhältnisse. Die ausge
schiedene Hefe im trockenen Zustande gedacht, beträgt, in
einer Function von der Alkoholmenge ausgedrückt, 0.110 der
selben (im Mittel mehrerer wenig abweichender Versuche), und
deren Menge ist bei Malzwürzen, Malzgetreide- und Malz-Kar-