419
Die Ursache dieser Erscheinung ist gegenwärtig leicht einzu
sehen und durch ein einfaches Experiment zu erweisen. Der
Kleber im Getreide und Malz enthält nämlich Pflanzenfibrin, Pflan
zenleim, Mucin und Diastas, letzteres wenn das Getreide gekeimt
war. Mucin und Diastas lösen sich in der Würze auf, das Pflan
zenfibrin scheidet sich im Oberteig aus, der Pflanzenleim quillt
bei 60° R. auf, macht die Treber klebrig und dadurch geeignet,
eine grössere Menge Würze zurückzuhalten, folglich auch schwerer;
sie setzen sich dichter zusammen. Kocht man die Dickmaischen,
so wird dadurch der Pflanzenleim in der, freie Phosphorsäure
enthaltenden Würze aufgelöst, die Treber verlieren ihre Klebrig
keit , halten weniger Würze zurück und werden leichter und
lockerer. Dies ist vorzüglich bei Mitanwendung rohen Getreides
bemerkbar. Man kann aber auch bei der Infusionsmethode der
Klebrigkeit der Treber begegnen, wenn man dem warmen Maisch
wasser vor dem Einmaischen etwas abgerahmte Milch zusetzt.
Dieser Zusatz bedingt die Bildung einer grossem Menge Milch
säure in der Würze, welche den Pflanzenleim ebenfalls zur Auf
lösung bringt, wodurch natürlich die Klebrigkeit der Treber ver
schwindet und dieselben leicht und locker ausfallen. Auf 100 fS
Malz genügen im Grossen 1—2 ü Milch. Es hat dies weder
einen Nachtheil für die Klarheit der Würze, welche im Gegen-
tlieil sehr klar und dünnflüssig wird, noch einen solchen für die
Klarheit, Haltbarkeit und den Wohlgeschmack des Biers zur
Folge.
Weiters hat man die Erfahrung gemacht, dass es vortheil-
liaft sei, die Maische im Maischbottich nach vollendeter Zucker
bildung durch einströmenden Dampf bis 70 und 75" R. — viel
leicht selbst bis zum Kochen zu erhitzen, wobei ebenfalls leich
tere und lockere Treber, eine besser geklärte Würze und ein sich
schneller klärendes Bier erzielt werden. Nach Vollendung der
Zuckerbildung kann nämlich die höhere Erhitzung der Maische
nicht mehr schaden, und durch die höhere Temperatur unterstützt
wird wahrscheinlich eine vollständigere Auflösung des Pflanzen
leims in der freie Phosphorsäure enthaltenden Würze bewirkt,
wodurch die bemerkten guten Folgen erzielt werden.
Die erzeugten, in den offenen Pecqueur’schen Pfannen
mit indirectem Dampf gekochten Würzen geben aber ein sich
langsamer und schwieriger klärendes Bier, und hieran scheint
27*