Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und praktisch dargestellt (2. Band)

Glattwasser für das Braimtweinhaus. In Böhmen werden auf 80 
Eimer Bier 120 Eimer Maischwasser und 16—20 Eimer Nach 
gusswasser, dann noch Wasser auf Essigwürze und Glattwasser 
verwendet, weshalb in Böhmen das Nutzbare des Malzes voll 
ständiger zur Biererzeugung benutzt wird. In Baiern werden 
zwei Dickmaischen und eine Lautermaische, in Böhmen gewöhn 
lich drei Dickmaischen, neuerer Zeit aber statt einer Dickmaische 
zuletzt auch eine Lautermaische gekocht, um die Maische auf die 
zur Zuckerbildung geeignete Temperatur zu bringen. Die Maisch 
portionen in Baiern sind der grossem Braupfannen wegen auch 
grösser als die in Böhmen; erstem werden längere Zeit gekocht 
als letztere. 
Der Grand unter dem Maischbottich ist in Baiern bedeu 
tend grösser (30 Eimer) als in Böhmen (4—6 Eimer). 
Die erste Würze wird in Baiern in der Braupfanne mit 
Hopfen auf einmal längere Zeit gekocht und auf ein Kühlschiff 
entleert; 'in Böhmen wird sie meist in zwei Abtheilungen, jede 
eine kürzere Zeit gekocht und auf zwei Kühlschiffe ausgegossen. 
Der Nachguss wird in Böhmen mit der ersten Würze ge 
mischt zur Biererzeugung verwendet; in Baiern geschieht dies 
noch nicht allgemein, und es wird daraus manchmal ein Nach 
bier, als Getränk für die Haus- und Brauleute, bereitet. 
In Baiern kommt die Würze vom Kühlschiffe sogleich in 
die Gährbottiche (a 20 Eimer); in Böhmen werden die Würzen 
von den drei Kühlschiffen meistens erst im Zusammengussstock 
vereinigt, wo die Hefe zugesetzt und aus welchem die bereits 
mit Hefe versetzte Würze erst in die Fässer zur Gährung ge 
füllt wird. 
In Baiern wird mehr, in Böhmen weniger Hopfen angewen 
det; in Baiern wird nur in der kältern Jahreszeit, in Böhmen 
das ganze Jahr gebraut; in Baiern wird blos Untergährung, in 
Böhmen noch meistens Obergährung angewendet; erstere geschieht 
in offenen Bottichen, letztere in Fässern, aus welchen die Ober 
hefe durch das offene Spundloch ausgestossen wird. Bei der 
Untergährung wird das Jungbier erst zu Ende der Hauptgährung 
gehisst. Das untergährige Bier ist unter sonst gleichen Umstän 
den haltbarer als das obergährige. 
In gewisser Beziehung ist es ein Fehler des baierisehen 
Maischverfahrens, dass zu wenig Nachwürze erzeugt, und diese
	        
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