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Bei dieser «Probe wird jeder Fehler in der Bestimmung
des Alkoholgehaltes nach der willkürlich angenommenen Rechnungs
weise unmittelbar auf die Bestimmung des Extractgehaltes über
tragen. Ebenso ist die von Pohl angeführte Genauigkeit in den
Ablesungen am Thermometer bis auf Tausendtheile des Alkohol
gehaltes oder der Dichte dieser alkoholhaltigen Flüssigkeit, so wie
die Bestimmung der Dichte des Biers mittelst des Aräometers
bis auf 0,0001 und die Schätzung noch von der Hälfte dieser
Grösse rein illusorisch. So weit überschätzt selbst Steinheil
die Anzeigen des von ihm gebrauchten Saccharimeters nicht.
Die Kohlensäure im Biere bestimmt Pohl mittelst des Appa
rats von Fresenius und Will. Welcher unnütze Aufwand!
Auf Voraussetzungen , die noch dazu unrichtig sind , kann
man aber keine verlässliche und brauchbare Lehre bauen, und
deshalb muss die thermo - aräometrische Bierprobe sich erst die
nothwendigen Gleichungen und Proportionen verschaffen, nach
welchem richtige Resultate gerechnet werden können, bevor man
ihr das Prädicat der Zuverlässigkeit zusprechen kann.
Zur näheren Nachweisung des Ganges und der Berechnung
der Resultate der Bierprobe möge folgendes Beispiel, aus Pohl’s
mitgetheilten vergleichenden Versuchen entnommen, dienen.
Beim Liesinger Schankbier wurde bestimmt:
1. Der Alkoholgehalt mit dem Ebullioskop A = 3,01 pCt.
2. Die Dichte der wässerig-geistigen Flüssigkeit von gleichem
Alkoholgehalt a = 0.99468.
3. Die Dichte des entkohlensäuerten Biers m = 1.01379.
Hiernach ist:
n = m + (1,000 — a)
n = 1.01379 + 1,000 - 0.99468
n = 1.01379 + 0,00532 = 1.01911.
Dieser Dichte von 1.01911 entspricht nach der hinten fol
genden auf 12° R. reducirten Tabelle Steinheils ein Extract-
gehalt von 4.588 pCt. und daraus berechnet Pohl den ursprüng
lichen Extractgehalt der Würze, woraus dieses Bier erzeugt
worden, auf:
p = 2,0619 A + n
p = 10.77 pCt.
Die Destillation gab den Alkoholgehalt mit 3,1 pCt. und
die Abdampfung gab den Extractgehalt mit 4,678 pCt., was eine