Gern will ich zugeben, dass durch das Studium dieser An
leitung der rationellen Biererzeugung noch kein praktischer Bier
brauer gebildet werde — auch die Praxis des Betriebes will er
lernt sein; — aber sicher ist, dass er sich, mit diesen Kenntnis
sen ausgerüstet, die nöthige Praxis weit früher aneignen und
schon bedeutende Fortschritte gemacht haben wird, wo der blosse
Praktiker bei dem Erlernten stehen bleiben muss, keinen Schritt
vorwärts tliun kann und ein Spielball des Zufalls so wie ein
Anhänger der Geheimnisskrämerei bleibt, die gewöhnlich der
Deckmantel des Charlatanismus und der Unwissenheit ist.
So wie in der gesummten Gährungschemie, habe ich beson
ders auch in der Bierbrauerei eine systematische Benennung der
Operationen, Vorgänge und Erscheinungen eingeführt und dadurch
eine wissenschaftliche Kunstsprache in derselben zu begründen
gesucht, durch welche die bisherigen, oft relativen oder schwan
kenden Begriffe beseitigt und positive, eine bestimmte Bedeutung
besitzende Begriffe an deren Stelle gesetzt wurden, so dass man
nun im Stande ist, sich mit Hilfe dieser Kunstsprache (die über
haupt einem jeden Gewerbe und jeder Wissenschaft eigen ist)
genau zu verständigen. Man spricht z. B. von der Stärke der
baierischen Lagerbiere und von den weinartigen belgischen Bie
ren. Dadurch werden aber nur relative Begriffe davon gegeben.
Wenn man dagegen in der Kunstsprache des Zymotechnikers
sagt: der Vergährungsgrad der baierischen Lagerbiere wechsele
von 0.70 bis 0.75, jener der belgischen Biere von 0.80 bis 0.90,
so wird man einsehen, dass die Stärke und Weinartigkeit dieser
Biere von ihrem bedeutenden Vergährungsgrade, mithin grossen
Alkoholgehalte herrührt, und wenn dabei die specifischen Ge
wichte oder Saccharimeter-Anzeigen der Biere mit angegeben
werden, so kann man daraus mit Rücksicht auf den erfolgten
Vergährungsgrad auch den ursprünglichen Extractgehalt der
Würzen, so wie die wesentlichen Bestandtheile der Biere bestim
men , und man wird finden, dass in den Extractgehalten der
Würzen eine wesentliche Verschiedenheit Statt findet u. s. w.
Dies sind nun Erkenntnisse, die bei Mittheilungen über zy-
motechnische Gegenstände in der dieser Wissenschaft eigenthümli-
chen Kunstsprache dem Eingeweihten in derselben, auch ohne erst
eine Rechnung anstellen zu müssen , im Geiste schon in klarer