131
Händlern bezieht, ist keine reine Hefe; es ist gewöhnlich Hefe,
die mit dem Hefenabseihebier aufgerührt, oft mit ausgespültem
Fassgeläger (Bodenhefe) und Wasser vermengt, verdünnt und
dadurch flüssig gemacht worden ist. In diesem Zustande gestat
tet sie keine Bestimmung ihrer Menge; denn man weiss nie,
wie viel wirkliche Hefe in dieser flüssigen Masse enthalten ist,
weshalb auch alle Angaben über Hefenmengen von dieser Art
keinen Werth haben. Fm zu einer einigermassen brauchbaren
Bestimmung der Hefenmenge zu gelangen, ist es nothwendig, sie
durch eine Seihevorrichtung, einen Filzbeutel abzuseihen, in wel
chem die Hefe in einem gewissen dickbreiigen Zustande zurück
bleibt. In diesem Zustande muss man ihr Gewicht bestimmen
und dasselbe daher stets auf den breiigen Zustand zurückführen.
Bei der Betrachtung der Hefe als Gährung erregendes Mittel
und in Berücksichtigung der durch sie zu erzielenden Erfolge
ist es nothwendig, auf ihre Bildungsweise als Organismus in der
gährenden Maische Bedacht zu nehmen. Da zur Gährung der
Branntweinmaische nur Obergährung angewendet wird, so ist es
hier blos nothwendig, die Oberhefe näher ins Auge zu fassen.
Nach Mitscherlich vermehrt sich die Oberhefe durch
Knospenbildung. Wagner fand, dass frische Oberhefe in Bier
würze von 14 bis 16” R. Temperatur gebracht, binnen 20 Stunden
vier Generationen machte, und dass sich in dieser Zeit aus einer
Oberhefenzelle eilf neue Hefenzellen gebildet hatten. Es ge
schieht fast immer, dass ausgewachsene Zellen sich mit einem
Tlieile ihrer Brut von der ursprünglichen Zellen trennen. Aus
diesen Beobachtungen erhellet, dass in einer gegebenen Brannt
weinmaische während des Gährungsverlaufes derselben sich so
viele Hefengenerationen folgen müssen, als die hefenbildenden
Bestandteile der Maische Materiale zur Bildung der neuen He
fenzellen liefern können, worauf die Gährung beendigt erscheint.
Daraus lassen sich für die Gährung überhaupt und für die Gäh
rung der Branntweinmaische insbesondere mehrere wichtige und
sehr nützliche Folgerungen ziehen, und zwar:
1. I n Absicht für die Schnelligkeit des Gäh
rungsverlaufes. Hier ist es nun — vorausgesetzt, es
werde immer eine gleiche Temperatur angewendet — nicht einer
lei, ob man mehr oder weniger Hefe zur Gährungs-Erregung an
wendet. Wendet man nämlich wenig Hefe an , so müssen sich
9*