Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (3. Band)

in 3 Tagen, so dass nach dieser Zeit aller in dem Rübensafte 
enthalten gewesene Zucker zersetzt und in Alkohol umgewandelt, 
mithin die Gährung beendigt ist. Die Decke sinkt nieder und 
der gegohrene Saft beginnt sich zu klären. Er ist nun etwas 
lichter von Farbe , schmeckt geistig , säuerlich rübenartig, und 
filtrirt langsam durch Papier. Der filtrirte Saft kocht, ohne viel 
zu schäumen, und trübt sich dabei fast gar nicht oder nur höchst 
unbedeutend, während der ohne Schwefelsäure mit Zusatz von 
Hefe gegohrene Saft sehr stark schäumt und dabei viel geronne 
nes Eiweiss ausscheidet. Das Eiweiss scheint daher durch die 
Schwefelsäure aus dem Safte gefällt worden zu sein. Die Menge 
der ausgeschiedenen Hefe konnte nicht genau ermittelt werden, 
weil sie mit der grossen Masse der gelbbraunen Flocken vermengt 
war. Der rohe Saft zeigte filtrirt und ganz klar 18.772 Grade 
am Saccharimeter; nach beendigter Gährung 1.1 Grade die schein 
bare Attenuation war daher = 17.672 Grade Saccharimeter-An 
zeige und der erfolgte Vergährungsgrad = 0.941. 
Ein anderer Rübensaft kam dabei von 15 pCt. Saccharime 
ter-Anzeige auf 0.5 Grad nach beendigter Gährung, woraus sich 
der Vergährungsgrad = 0.966 ergiebt. 
Weiters fortgesetzte Versuche haben ergeben, dass wenn 
man einem frisch gepressten mit Schwefelsäure versetzten Rüben 
saft einen kleinen Theil Rübensaft , der sich aber schon in Gäh 
rung befindet, zusetzt, die Gährung in ersterem dann viel schnel 
ler eintritt, und bei 18° R. Temperatur in 48 Stunden verläuft. 
Diese Erfahrung ist sehr wichtig und erleichtert so wie verein 
facht das Verfahren bei der Anwendung der Runkelrüben zur 
Branntweinerzeugung der Art, dass seiner Einführung und Ver 
breitung nun Nichts mehr im Wege steht. 
In den letzten Jahren hat man in Böhmen angefangen, frisch 
gepressten Runkel - Rübensaft für die Zukühlung der Kartoffel- 
Branntweinmaische in den Gährbottichen zu verwenden, um da 
durch theils die Rüben zur Erzeugung von Branntwein zu be 
nützen , theils um die Maischwürze , bei der Besteuerung der 
Branntwein-Erzeugung nach dem benützten Gährbottichraum con- 
centrirter zu machen. Herr Christian Gassauer, gegenwärtig 
fürstlich Schwarzenber g’scher Wirthschaftsdirector zu 
Wossow, hat dieses Verfahren zu Zdechowitz bei Prelauc in
	        
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