vorhanden ist, über den Rand des Gährbottkhs fliesst. Im
höchsten Gährungsstadium wird die Oberfläche mit ungemein
grossen Blasen überdeckt, die sich durch Umrühren mit einem
Stabe leicht zum Zerplatzen und Niedersinken bringen lassen,
worauf sie aber sehr bald wieder über den Rand des Bottichs
aufsteigen. Endlich lässt diese heftige Gasentwickelung nach,
der Schaum sinkt zusammen und bildet auf der Ober
fläche der Flüssigkeit eine braune hefenartige Decke, welche, in
dieselbe eingerührt, nur noch eine schwache Naehgährung bewirkt
und nun grösstentheils fim Boden liegen bleibt. Dabei ereignete
sich einmal bei Herrn Wanka der Fall, dass sich aus einem
Gährbottich von 40 Eimer Inhalt eine grosse Masse von Salpeter
gas entwickelte, welches sich an der Luft zu salpetriger Säure
oxydirend, die Arbeiter aus der Brennerei durch den unange
nehmen Geruch und die Belästigung der Athmungsorgane ver
trieb. Die Runkelrüben, besonders wenn sie in frisch gedüngtem
Boden gebaut werden, enthalten häufig salpetersaure Salze
(Salpeter), und es musste daher jenes Gas durch Desoxyda
tion der Salpetersäure bei dem Verlaufe des Gährprocesses
entstanden sein. Diese Erfahrung dürfte dazu dienen, über
die Natur des Gährprocesses einiges Licht zu verbreiten.
Dieselbe Erscheinung wiederholte sich 3mal in einer grossen
Brennerei bei Prag im December 1854 bei Versuchen im Grossen
mit Gährbottichen von 190 Eimern Inhalt, wobei die verdünnte
bereits in Gährung versetzte (angegohrene Melasse) einer bereits
im Gährbottiche befindlichen gälirenden Kartoffelmaische zuge
setzt wurde, um letztere als Gährmittel für erstere zu benutzen.
Sogleich wie die erstere in letztere gelangte, entwickelte sich
salpetrige Säure, und die Gährung erschien von diesem Augen
blicke an gehemmt; sie verlief sehr unvollkommen und vergohr
von 20 auf nur 12 Grad Saccharimeter - Anzeige. Die Melasse
war aus einer Zuckerfabrik, die ihre Rüben immer in frischen
aus Prag bezogenen Dünger baut. Die Gährung war nicht mehr
zu erkräftigen.
Mit derselben Melasse wurden Versuche im Kleineren ge
macht, und blos Hefe zur Gährung angewendet. 165 ft der auf
20.503 Grad Saccharimeter - Anzeige verdünnten Melasse ver-
gohren in 5 Tagen auf 5.200 Grad, womit die Gährung beendet