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Gährung, und dann sind in der Kunsthefe selbst die Hülsen
(Treber) enthalten, welche bei der Gährung an die Oberfläche
gehoben, den Hefenschaum niederdrücken.
Der Gährungsverlauf wird am besten beobachtet mit dem
Saccharimeter, indem man die gährende Melasse nach Verlauf
von 24 Stunden und weiters von 6 zu 6 Stunden auf die fort
schreitende Attenuation prüft. Sobald die Saccharimeter-Anzeige
innerhalb 6 und längstens 12 Stunden stationär bleibt, ist die
Gährung beendigt und nichts mehr weiter von derselben zu er
warten. Der zusammengesunkene hefenartige Schaum bleibt
mehrere Tage auf der Oberfläche der Flüssigkeit liegen, und man
würde sich einem Trugschlüsse aussetzen, wenn man glauben
wollte, dass die Gährung noch fortdauere. Das Saccharimeter
giebt den besten Aufschluss hierüber. Aus der beobachteten
scheinbaren Attenuation lässt sich die gebildete Alkoholmenge
und demnach die beim Abtriebe zu erhaltende Ausbeute ziemlich
genau im Vorhinein berechnen,' wenn man in der dafür aufge
stellten Gleichung:
A = (p — m) a
für den Alkoholfactor = a den der ursprünglichen Sacchari
meter-Anzeige der verdünnten Melasse entsprechenden Werth
aus Tabelle IX. Theil I. S. 243 in Rechnung nimmt und nun
diesen gefundenen Alkohol-Procentengehalt auf das absolute Ge
wicht der ganzen vergohrenen Flüssigkeit bezieht.
Die Gährdauer ist bei richtig bemessenem Vorgänge in
Bezug auf Verdünnung, Temperatur und Hefenmenge eine ver-
hältnissmässig sehr kurze und dauert nur 24 bis höchstens 36
Stunden. Eine zu geringe Menge Hefe bewirkt auch bei der
längsten Gährdauer keine bessere Vergährung, und man kann
in diesem Falle selbst durch Zugabe von noch mehr frischer Hefe
nicht mehr vollkommen nachhelfen.
Die Menge Melasse, welche dadurch vergohren werden kann,
ist proportional dem Quantum Hefe, welche die Maische bei ihrer
Gährung neu zu bilden vermag. Je 100 U Malz- und Getreide
schrot, welche etwa 8 bis 10 iS breiige Hefe liefern können,
sind demnach im Stande, 160 bis 200 E Melasse zu vergähren.
Dies ist besonders da wichtig, wo nicht genug Hefe zur Gäh
rung der Melasse zu Gebote steht; daher kann man auch den
gährenden Getreide- und Kartoffelmaischen kalte verdünnte