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dadurch in Dampf verwandelt und zur Verflüchtigung (zur De
stillation) gebracht wird, ohne aber dass das dampfförmige Fu
selöl aus demselben niedergeschlagen, sondern mit den alkoholigen
Dämpfen vielmehr fortgerissen und weiter geführt wird. Die
Entfuselung geht daher nur in unvollkommenem Grade vor sich;
man erhält immer wieder ein fuseliges Destillat, welches z. B.
in der vierten Flasche noch fuseliger ist, als wenn man denselben
Branntwein ohne Anwendung eines solchen Apparats drei-
bis viermal nach einander auf die gewöhnliche Weise rectifi-
cirt hätte.
Deshalb liefern auch alle unsere künstlichen Brennapparate,
so sinnreich sie construirt sein mögen, einen zwar hochgradigen,
aber immer noch fuseligen Weingeist, und wenn man auch durch
reinigbare Bectificatoren, Dephlegmatoren und Condensatorcn
dem Ansetzen des Fuselöls an die Kupferflächen, der Corrodi-
rung des Kupfers und der Bildung von Kupferseife zu steuern
sucht, so wird es aus dem Weingeist doch nicht genug hinweg
geschafft.
Ursache hiervon ist die ununterbrochen fortgesetzte Rectifi-
cation, und so lange man daher dieses Rectificationsprincip bei
den künstlichen Brennapparaten beibehält, wird man auf diese
Weise unmittelbar aus der Maische kein reineres Destillat er
zielen können und darauf verzichten müssen. Deshalb wurden
neuerer Zeit in der Tliat in mehreren grossen Brennereien eigene
Rectificationsapparate aufgestellt, um den gewonnenen Weingeist
durch besondere Rectification noch vollkommener zu entfuseln;
denn die Erfahrung steht fest, dass ein Branntwein oder Wein
geist um so mehr vom Fuselöl befreit wird, je öfter er, nachdem
er vollkommen condcnsirt worden, rectificirt und, wenn sein
Alkoholgehalt zunimmt, dabei zuvor mit Wasser verdünnt worden
ist, weil das Fuselöl, dadurch gewissermaassen mehr vom Alko
hol geschieden, im Phlegma zurückbleibt.
Bleiben wir bei dem zur vergleichenden Berechnung ange
nommenen Beispiele des Abtriebs von 1000 ft Maische mit
4 pCt. Alkohol stehen, wovon 250 ft Lutter abgetrieben werden
müssen, um sie zu entgeisten, mit einem Destillationsverfahren,
wo die Maische schon siedendheiss in die Brennblase gelangt,
so ist an Wärme zur Abdestillirung des Lutters noch nothwendig,
und zwar: