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Maische nicht abgesondert, so scheint es in Bezug auf Nähr
fähigkeit einerlei, ob je nach dem jedesmaligen Vergährungsstande
derselben die Proteinkörper in derselben im noch aufgelösten
Zustande oder in Form von mehr oder weniger daraus gebilde
ter Hefe enthalten sind, indem dadurch nicht der absolute Ge
halt an solchen, sondern durch das Kochen der Hefe nur ihre
Beschaffenheit geändert wird, die ganze Hefe aber in der Schlempe
verbleibt.
Die Betrachtung dieser Umstände, welche auf die Beschaf
fenheit der Schlempe Einfluss nehmen, vorausgesendet, übergehen
wir nun zur Anwendung derselben und zwar vorerst zu jener
als Viehfutter für Nutz- und Mastvieh.
In der neueren Zeit hat man, was die Nahrungsmittel der
Thiere betrifft, unterschieden zwischen solchen, die stickstofffrei
sind, wie Zucker, Gummi, Dextrin, Stärkmehl, und jenen, welche
stickstoffhaltig sind, wie Albumin und die Bestandtheile des
Klebers, Pflanzenfibrin, Glutin, Mucin, Diastas. Erstere dienen
zur Unterhaltung des Athmungsprocesses und zur Bildung der
stickstofffreien Bestandtheile des Thierkörpers, namentlich des
Fettes, und letztere zur Blut-und Fleischbildung. Liebig
nennt dieselben daher auch Blutbestandtheile plastische Nah
rungsmittel, und in der That haben sie mit den Hauptbestand-
theilen des Blutes und Fleisches eine nahe gleiche Zusammen
setzung, so dass der Uebergang derselben in Fleisch leicht er
klärlich ist. Damit jedoch die letzteren blut- und fleischbildend
wirken können, müssen sie mit einer gewissen Quantität stick
stofffreier Körper von Respirationsmitteln dem Thiere zur Nah
rung dargeboten werden, welche, wenn dies im Ueberschusse
geschieht, zur Erzeugung von Fett dienen.
Hiernach liesse sich nun die Wirksamkeit der Schlempe als
Nahrungsmittel, je nach ihrer verschiedenen Beschaffenheit in
folgender Art erklären, und zwar:
1) Der grössere oder geringere Vergährungsgrad, wovon die
Alkoholausbeute bedingt ist, vermindert den Gehalt der Schlempe
an plastischen Nahrungsmitteln nicht, nur dass diese in der
Schlempe aus einer besser vergohrenen Würze in einer anderen
Form, nämlich mehr in der von gekochter Hefe, dem Thiere
dargeboten werden.
2) Der grössere Vergährungsgrad vermindert aber den Ge-
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