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In Holland, wo die Getreide-Branntweinbrennerei und die
damit verbundene Fabrikation die Presshefe im schwunghaften
Betriebe ist, soll man nach Dubrunfaut aus derselben Ge
wichtsmenge rohen Getreides um 30 bis 40 pCt. mehr Brannt
wein (Alkohol) als in Frankreich gewinnen, und er schreibt
diesen Erfolg lediglich dem dort gebrauchten Brunnenwasser
zu, welches besonders viel doppeltkohlensauren Kalk enthalten
soll. Ich hatte nicht Gelegenheit, das holländische Brennver
fahren aus eigener Anschauung kennen zu lernen und zu stu-
diren, um bestätigen zu können, dass die obige Ansicht die
richtige sei; aber Versuche mit Anwendung von derlei hart ge
machten Wässern haben kein besseres Resultat gegeben. Car-
bonate, die im Maischwasser enthalten sind, neutralisiren die
freie Phosphorsäure in der Maische, und wirken dadurch viel
mehr hindernd auf die Vergährung ein.
In Holland setzt man nach Neuenhahn der Getreide-Mai
sche viel Molken zu, die von den dortigen zahlreichen Käse
reien abfallen, und diesem Zusatze würde ich den dort erzielten
besseren Erfolg zuschreiben.
In Böhmen ist mir dagegen der Fall vorgekommen, dass
eine grössere Brennerei, welche ein hartes Wasser der zweiten
Art anwenden musste (es war eine Kartoffel-Branntweinbren
nerei), bei dem gewöhnlichen, in anderen Brennereien erprobten
vortheilhaften Verfahrungsweisen zu keinen guten Resultaten
(Ausbeuten an Branntwein) gelangen konnte, dass aber diese
sogleich erzielt wurden, als man die Maische bei einer um
mehrere Grade höheren Temperatur mit Hefe (Kunsthefe) in
Gährung versetzte, ohne übrigens am Verfahren etwas zu ändern.
Der die vollständigere Vergährung hemmende Einfluss des ge
nannten harten Wassers wurde daher durch die höhere Gäh-
rungstemperatur überwältigt.
Man sieht daraus, wie die Kenntniss der Beschaffenheit
des verwendeten Wassers dem Branntweinbrenner nothwendig
ist, um daraus seinen Einfluss besonders auf den Gährpro-
cess ermessen zu können, und was man zu thun habe, um
die Gähruugstemperatur der Beschaffenheit des Wassers anzu
passen.
Zur Branntweinerzeugung ist daher so wie zum Bierbrauen
das reinste, weichste Wasser das beste; Flusswasser und Teich