Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (3. Band)

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zahlt wird (40.000.000 Thaler jährlich), dass den Krontrinkstuben 
nicht viel des Branntweinabsatzes entgehen könne. Die nähern 
hierbei obwaltenden Modalitäten sind mir unbekannt. Doch soll 
gegenwärtig ein anderes System der Besteuerung der Brannt- 
weiuerzeugung in Russland eingeführt werden. 
Die Besteuerung des erzeugten Branntweins findet 
im ausgedehntesten Maasse in England, und neuester Zeit 
auch in Oesterreich Statt. Ein solches Besteuerungssystem lässt 
sich aber nicht ohne ein inquisitorisches Eingehen in die wich 
tigsten Momente des Brennbetriebs — ohne denselben jedoch 
in technischer Beziehung zu stören — durchführen, und eine 
so strenge und genaue Beaufsichtigung desselben findet auch in 
England Statt. Es genügt nämlich hierbei durchaus nicht, nur 
jene Quantität Branntwein als erzeugt anzunehmen, welche beim 
Abtriebe wirklich als Ablauf erhalten wird, sondern man muss 
sich auch die Ueberzeugung verschaffen, dass nur so viel und 
nicht mehr Branntwein aus der vergohrenen oder reifen Flüssig 
keit erhalten werden konnte, wobei Alles auf den gesetzlichen 
Normalspiritus von 0.920 specifischem Gewichte zurückge 
führt wird. 
Der Accisbeamte verlässt daher dort die Brennerei nicht, 
wird alle 6 Stunden Tag und Nacht abgelöst, und erforscht 
mittelst eines eigenen Aräometers, welches ihm die specifische 
Schwere der Flüssigkeit anzeigt, die bei dem Gährungs- 
verlaufe stattgefundene scheinbare Attenuation, woraus 
er nach durch Versuche ermittelten Zahlen die zu erwartende 
Ausbeute an Probespiritus im Vorhinein berechnet, die nun mit 
der wirklichen Ausbeute bis auf geringe Differenzen übereinstim 
men muss. Da dort nur grosse Brennereien bestehen, so lohnt 
dieses Verfahren allerdings die darauf verwendete Mühe und 
Kosten, und man findet hier den schönsten Beweis von dem 
Nutzen einer genauen Bekanntschaft mit den Attenuations 
gesetzen bei dem Processe der geistigen Gährung, 
nur dass in England dazu ein anderes Instrument und kein 
Procenten-Sac charimeter angewendet wird. Ich habe das 
letztere mit noch mehr Vortheil und zum allgemeinen Gebrauche 
geeignet eingeführt und demselben einen viel grösseren 
Umfang seiner Brauchbarkeit verschafft. Nur in kleinen
	        
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