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Lagerfässern noch der Nachgährung überlassen, um den Alko
holgehalt derselben zu vergrössern und sie zu klären und hier
auf erst nach der Methode von Boerhave in Essig zu ver
wandeln, wozu in Otto’s „Lehrbuch der Essigfabrikation,”
Braunschweig 1840 und in Dorner’s „Das Ganze der Essig
fabrikation,” Pest 1841, so wie im folgendem Theile Anleitung
gegeben wird.
In den Schriften über Essigfabrikation wird gewöhnlich ge
fordert, die Essigwürze zu kochen, bevor man sie in die geistige
Gährung versetzt, um dadurch den erzeugten Essig klarer und
haltbarer zu machen; allein obwohl dieses Verfahren die ange
deuteten Vortheile bringt, so hat es doch auch seine Nachtheile;
denn es findet bei diesem Kochen keine weitere Zuckerbildung
mehr Statt, wie geglaubt wird, und endlich ist eine solche ge
kochte Würze weniger vergährungsfähig als eine ungekochte
Würze. Wenn man daher die Würze nicht kocht, so erhält man
bei der Gährung mehr Hefe, in der gegohrenen Flüssigkeit mehr
Alkohol und man gewinnt aus derselben einen stärkeren Essig.
Zur Klärung des Essigs, falls er trübe sein sollte, giebt es hin
reichende Mittel, und durch Zusatz von Branntwein kann er
ebenso verstärkt und haltbar gemacht werden, wie jeder andere
Essig. Es versteht sich übrigens von selbst, dass die Locali-
täten, in welchen die Bereitung der Essigwürze und ihre Gäh
rung geschieht, abgesondert sein müssen von denen, in welchen
die Essigbildung vorgenommen wird.
Was ich in Vorstehendem gesagt habe, ist nicht blosse
theoretische Speculation; es gründet sich auf Versuche und ist
also unmittelbar aus praktischer Anschauung und Erfahrung
hervorgegangen. Bisher haben blos die Bierbrauer den grossem
und die Getreide-Branntweinbrenner den geringem Theil des
zur Weissbrotbäckerei erforderlichen Hefenbedarfs geliefert. Auch
die Essigfabrikanten, welche sich mit der Erzeugung von Fruchtessig
befassen, sind berufen, an der Hefenerzeugung Antheil zu nehmen.
Es gehört dazu blos ein verbessertes rationelles Verfahren, und
es ist dann einerlei, ob man die Essigwürze kocht oder nicht
kocht. Brauchbare Hefe wird in beiden Fällen geliefert, nur
ihre Quantität — von dem Vergährungsgrade abhängig — ist
verschieden. Für den Essigfabrikanten ergiebt sich dadurch ein
wesentlicher Vortheil in seinem Gewerbsbetriebe, indem er von