89
bei niederer Temperatur verflüchtigt werde, der dem Wein zu
gehörige aber erst in höherer Temperatur (bei der Siedehitze);
3) dass man aus einem blossen Gemische von Alkohol und
Wasser durch Zusatz von geglühtem kohlensauren Kali (reiner
Pottasche) selbst sehr kleine Mengen von Alkohol abscheiden
könne, was aber mit Wein nicht der Fall sei. — Brande da
gegen zeigte, dass, wenn man den Extractiv- und Färbestoff' (?)
des Weines erst durch Zusatz vou basisch essigsaurem Bleioxyd
fällt und die so entfärbte (blos ?) Flüssigkeit mit geglühter
Pottasche versetzt und schüttelt, diese nun das Wasser aufnehme
und den Alkohol abscheide, der obenauf schwimmt. Hieraus
schliesst Brande, dass der Alkohol schon gebildet im Weine
enthalten sei, nur in einer innigem Verbindung als im Brannt
wein, oder als wenn man dem bereits fertigen Wein Branntwein
zugesetzt hätte. Diese Erfahrung bestätigt Meissner’s Ansicht
von der Zusammensetzung des Weines, wonach er eine Verbin
dung von Alkohol mit Eiweissstoffen wäre. Die letzteren würden
durch das Bleisalz gefällt und dadurch der Alkohol frei gemacht,
der nun durch Pottasche aus seiner Mischung blos mit Wasser
abgeschieden werden kann. Darum berauscht auch ein mit
Weingeist versetzter Wein leichter als ein natürlicher unver
fälschter, gleich alkoholreicher, weil im erstem ein Theil des Al
kohols lockerer gebunden ist.
Obwohl ich den Resultaten der hallymetrischen Wein- und
Bierprobe kein Vertrauen schenken kann und diesen Ausspruch
bereits an anderen Orten begründete, so habe ich doch die Re
sultate der hallymetrischen Prüfung baierisch-pfälzischer Weine
von Zierl und Österreichischer von Joss hier aufgenommen,
weil uns keine andere Untersuchungen dieser Weine bekannt
sind. Der Alkoholgehalt scheint etwas zu hoch bestimmt. Dr. Joss
hat auch auf den Gehalt der Weine an Kohlensäure Rücksicht
genommen und in mehreren österreichischen 1—2 Tausendtheile
derselben gefunden — ein Gehalt, der bisher übersehen worden
war. Im Champagner fand er 0.007, im moussirenden Rheinwein
aber nur 0.002 derselben.
Zu den specifischen Schweren der portugiesischen und spa
nischen Weine muss bemerkt werden, dass sie offenbar unrichtig,
nämlich zu klein bestimmt sind; denn es müsste darnach der
Alkoholgehalt der Weine noch viel grösser gewesen sein.