Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (4. Band)

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worden. Man hat nämlich behauptet, die Güte des Weines sei 
abhängig: 
1. Von seinem Alkoholgehalte. 
2. Von seinem Gehalte an freier Pflanzensäure. 
3. Von seinem Extractgehalte (Gewichte des Rückstandes 
nach seiner Verdampfung). 
4. Von der ursprünglichen Concentration des Mostes, woraus 
der Wein erzeugt worden, oder von der diese bedingenden Reife 
der Trauben. 
ad 1. Die Grösse des Alkoholgehaltes wurde von Alters her 
als die Güte des Weines wesentlich bedingend angesehen, wess- 
halb sich auch alle älteren Wein - Analysen nur auf die Bestim 
mung der Alkoholgehalte in den Weinen beschränkten. In der 
That hat diese Ansicht Vieles für sich. Ein grösserer Alkohol 
gehalt kann nur aus einem grösseren Zuckergehalt des Mostes 
hervorgehen. Der letztere setzt eine gute Sorte und ein voll 
kommenes Ausreifen derselben voraus; in dem Safte der reifen 
Trauben ist auch weniger freie Pflanzensäure enthalten, der 
daraus erzeugte Wein wird demnach auch weniger sauer sein. 
Man sieht, dass der grössere Alkoholgehalt des Weines, wenn 
dieser nicht etwa durch künstlichen Zusatz in denselben gebracht 
wurde, auch die zweite und vierte Bedingung in sich schliesst, 
welche man von einem guten Weine verlangt. 
ad 2. Die Beachtung des Säuregehaltes im Wein hat in der 
neueren Zeit insofern ein erhöhtes Interesse gewonnen, als 
Dr. Lüdersdorff und Prof. Hlubek nachzuweisen sich be 
mühten, dass der Handelswerth der Weine nicht im geraden 
Verhältnisse stehe mit ihrem Alkoholgehalte, sondern ohne Rück 
sicht auf diesen, im verkehrten Verhältnisse mit ihrem Säure 
gehalte, d. h. je weniger Säure ein Wein enthält, desto grösser 
sei sein Handelswerth. 
Es ist ohne Zweifel richtig, dass ein Wein, welcher weniger 
Säure enthält, einen milderen und angenehmeren Geschmack be 
sitzen wird, als ein anderer, der einen grösseren Säuregehalt 
hat; allein es erscheint der vorstehende Ausspruch in der Form, 
wie er hingestellt ist, keineswegs genügend zur Beurtheilung 
und Bestimmung der Güte und der Handelswerthe der Weine. 
Wäre dies der Fall, so müsste jeder saure Wein durch Ver 
dünnung mit Wasser besser werden, weil dadurch der Säurege
	        
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