103
unter übrigens gleichen Verhältnissen in Betracht gezogen wer
den müssen. Hier hat die Sorte, der Boden, auf welchem der
Wein gewachsen und die Lage gegen die Sonne einen wesent
lichen Einfluss auf die Beschaffenheit und Güte der Weine, wo
durch sie ganz eigentümliche Charaktere annehmen, über deren
Vorzüglichkeit nur der Geschmack und die Wirkung nach dem
Genüsse entscheiden kann.
Verschiedene Sorten, bei derselben Sorte unter verschiede
nen Lagen und auf verschiedenem Boden gewachsener Wein un
terscheiden sich von einander auch noch durch andere Merk
male, als die vorangeführten, weshalb die vorne aufgestellten 4
Bedingungen zur Beurtheilung der Güte der Weine weder ein
zeln noch zusammengenommen genügen möchten, um darüber
abzusprechen, und auch der Geschmack so wie der Geruch der
Weine, auf welche Eigenschaften derselben noch andere ihrer
Bestandteile Einfluss nehmen, in Betracht zu ziehen sein werden.
Jedenfalls bedarf die richtige Beantwortung dieser Frage
vom wissenschaftlichen Standpunkte noch andere darauf bezüg
liche mehrseitige Untersuchungen, während die Praxis darüber
schon lange entschieden hat.
In ähnlicher Art spricht sich über diesen Gegenstand auch
Dr. Schubert in Poggendorffs Annalen Bd. 77. S. 397 u. w.
aus, weshalb sich hier mit darauf bezogen wird.
Entsäuerung alter abgelagerter Weine.
Nach der Ansicht von L i e b i g ist Gegenwart von freier
Säure im Moste notwendig, denn von ihrer Einwirkung bei
und nach der Gährung sei die Eigentümlichkeit des Weins
bedingt. Nach dem Ablagern könne sie hinweggeiiommen wer
den. Er schlägt dazu, wenn die Säure wenigstens zum Theil
Weinsäure ist, einen Zusatz von neutralem weinsaurem Kali vor,
welches sich mit der freien Weinsäure zu Weinstein verbindet,
der sich aus dem Wein niederschlägt. Die Grösse des Zusatzes
müsse durch einen Vorversuch ermittelt werden. Auf 2 Litres
(1 V a Wiener Maass) alten Rheinwein wandte Li e big mit Er
folg 7 Grammen des genannten Salzes an. (Dessen Annalen
Bd. (15 S. 352.)