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aber der letztere, weil der Stärkmehlzucker mit dem Trauben
zucker identisch ist. Auch diese Zusätze sind unschädlich, aber
auf Täuschung berechnet.
5) In solche, wodurch man dem Weine ein Aroma künst
lich ertheilen will, um jungen Wein für alten geltend zu ma
chen. Auch davon war schon bei der Betrachtung des Geruches
der Weine die Rede.
6) Endlich in solche, wodurch man bezweckt, dem Weine
einen Antheil seines zu grossen Gehaltes an freier Pflanzensäure
zu entziehen.
Wenn diese Säure nicht Essigsäure und eine solche Pflan
zensäure ist, die mit Kalk eine in Wasser und Wein unlösliche
Verbindung giebt, wie Weinsteinsäure, Citronensäure (?), so
wäre es wohl gestattet, dem Weine etwas gepulverten kohlen
sauren Kalk (Kreide, Marmor) zuzusetzen, um diese Säuren
wenigstens theilweise zu neutralisiren und in Verbindung mit
Kalk zu präcipitiren, wodurch sie aus dem Weine hinwegge
schafft werden. Aber gemeiniglich enthalten Weine, deren Ge
halt an freien Pflanzensäuren gross ist, wenig Alkohol (der
Most wenig Zucker) und es finden sich darunter immer auch
Pflanzensäuren, die mit Kalk auttösliche Salze bilden, welche
im Weine verbleiben, so dass man damit sehr vorsichtig um
gehen muss, um den Wein dadurch, statt ihn zu verbessern,
nicht vielmehr zu verschlechtern. Auch ist es in solchen Fällen
besser, diese Operation vor als nach der Gährüng vorzunehmen
und ja jeden Ueberschuss von kohlensaurem Kalk zu vermeiden.
Man erkennt die Gegenwart aufgelöster Kalksalze im Wein
durch die bekannte Reaction mit oxalsaurem Ammoniak, welche
den Kalk als Oxalat in Form eines weissen Pulvers präcipitirt.
Auch Kali (kohlensaures Kali, Aetzlauge), Soda und Am
moniak hat man dazu namhaft gemacht.
Die Anwendung von Kali hätte den Vortheil, dass, insofern
die freie Pflanzensäure Weinsteinsäure ist, bei einem massigen
Zusatze desselben Weinstein gebildet und beim Lagern des
Weines abgeschieden würde. Bleiben aber die gebildeten pflan
zensauren Kalisalze aufgelöst, so hat man statt den Säuren Salze
in den Wein gebracht und ihn dadurch nur noch mehr verun
reinigt.
Weinsteinsäure weist einen solchen Gehalt an Kalisalzen in