Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (4. Band)

Bei rothen Weinen ist eine solche wahrhafte Vergiftung 
derselben nicht zu besorgen, weil das Pigment des rothen 
Weines durch das Bleisalz gefällt würde. Also nur die weissen 
Weine könnten derselben unterliegen. 
Die Prüfung besteht nun darin, dass man dem Weine flüs 
sige Schwefelwasserstoffsäure und zugleich etwas freie Säure 
(nach Hahne mann Weinsteinsäure) zusetzt, wodurch zwar das 
aufgelöste Blei als Sulfid, nicht aber eine etwa in dem Weine 
enthaltene geringe Menge Eisen (Eisensalz) gefällt wird. Der 
Niederschlag von einer grösseren Menge Wein wird gesammelt 
und daraus das Blei, im metallischen Zustande dargestellt, re- 
ducirt. Damit wäre diese Verfälschung constatirt; sie dürfte 
aber gegenwärtig nirgends mehr vokommen. 
Wenn der immer freie Säure enthaltende Wein öfters durch 
Hähne von Messing oder Kupfer abgelassen worden ist (daher 
hölzerne Pipen vorzuziehen sind), so kann er zufällig etwas 
Kupfer aufgelöst enthalten, und dieses giebt bei der genannten 
Probe dieselben Reactionen wie Blei, was wohl unterschieden 
werden muss. 
Am besten ist es, solchen Wein schon vor der Gährung im 
Moste zu verbessern, auf eine Art, wie davon schon bei der 
Betrachtung der Aufbesserung des Mostes mit Zusatz von Zucker 
die Rede war, wodurch der Alkoholgehalt der Weine erhöht 
und ihr Gehalt an Säure relativ verlängert wird. 
Man hat in Erinnerung gebracht, dass, wenn dazu Stärke 
zucker verwendet und dieser durch Kochen des Stärkmehls mit 
verdünnter Schwefelsäure in bleiernen Gefässen bereitet wird, 
wie dies wirklich in einigen Ländern geschieht, dadurch ein 
bleihaltiger Syrup oder Zucker in den Most gebracht, mithin 
der Wein bleihaltig werden könnte. Aber diese Zuckerbereitung 
soll nicht in Gefässen von Blei, sondern mittelst Dampfkochung 
in Holzgefässen geschehen, und ist dann ganz unschädlich. Im 
österreichischen Kaiserstaate ist die Anwendung von Bleigefässen 
dazu nicht gestattet. 
Um zu untersuchen, ob ein rotlier Wein mit etwas freier 
Schwefelsäure versetzt worden ist, um seine rothe Farbe zu er 
höhen, verfährt man nach Lassainge auf folgende Art: 
Man tränkt Papier mit dem zu prüfenden Wein, und trock 
net es bei gelinder Wärme aus. War der Wein mit Schwefel-
	        
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