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Ueber chemisch-technische Untersuchungen österreichischer
Weine hat Prof. Dr. P o h 1 in Wien 1864 ein Werkchen her
ausgegeben, worin die Resultate von Untersuchungen jener österr.
Weine enthalten sind, welche auf der im Monate Mai des Jahres
1857 in Wien veranstalteten allgemeinen land- und forstwirt
schaftlichen Ausstellung vertreten waren.
Die Herausgabe dieses Werkchens hat Prof. Pohl zugleich
dazu benützt, darin eine Polemik gegen die von mir aufgestellte
saccharimetrische Weinprobe zu eröffnen und sie für fehlerhaft
zu erklären.
Ich selbst habe diese Weinprobe nicht für absolut richtig
ausgegeben, wie aus dem Vorstehenden darüber erhellet, aber
so grosse Differenzen in der Bestimmung des Alkoholgehaltes
sind mir bei meinen Versuchen darüber nicht vorgekommen, wie
solche Hr. Prof. Pohl aus Resultaten von Versuchen nachwei-
sen will, die er nicht selbst ausgeführt hat.
Ich will Hrn. Pohl auf diesem Gebiete nicht folgen und
nur die Bemerkung beifügen, dass ich dessen Einwürfe nicht
berechtiget erkenne und alle meine Angaben in Betreff sowohl
seiner thermo-aräometrischen als meiner saccharimetrischen Bier-
und Weinprobe aufrecht erhalte, die Entscheidung darüber dem
unparteiischen sachverständigen Publicum überlassend. Ueber
beiderlei Methoden der Bier- und Weinprüfung kann nur durch
vergleichende Versuche entschieden werden, die ohne Vorurtheil
und vorgefasster Meinung durchgeführt werden, und die bis jetzt
noch fehlen.
Methode, den Gehalt an Essigsäure im Wein zu bestimmen.
Wenn der Wein blos Essigsäure enthielte, so würde die
Bestimmung ihres Gehaltes darin durchaus keiner Schwierigkeit
unterliegen, weil sie proportional wäre der Menge Alkali, das
sich zu ihrer Neutralisirung erforderlich zeigte; allein der Wein
enthält doppelt weinsteinsaures Kali und freie Pflanzensäuren,
welche ebenfalls einen Antheil des Alkali zur Neutralisirung in
Anspruch nehmen und dadurch das Resultat dieser Probe un
richtig, zu gross machen. Es giebt zwei Wege, mittelst welcher
man hierbei zum Ziele gelangen kann, welche sich beide auf die
Flüchtigkeit der Essigsäure basiren.