Destillirt man nämlich ein bestimmtes Gewicht der zu prü
fenden gegohrenen Flüssigkeit, hier des Weins, bis fast zur
Trockne ab, so geht die Essigsäure in’s Destillat über, und man
kann sich dieser vollständigen Abdestillirung der Essigsäure ver
sichern, wenn man in die zu destillirende Flüssigkeit ein Salz
z. B. Kochsalz oder Chlorcalcium bringt, welches ihren Siede-
punct erhöht und dadurch die Verflüchtigung der Essigsäure
begünstigt. Das Destillat wird gewogen, sein Gehalt an Essig
säure nach Otto’s Verfahren bestimmt und hierauf auf die
ganze Quantität des der Destillation unterworfenen Weines be
zogen.
Auch kann man das Destillat ganz neutralisiren, hierauf zur
Trockne abdampfen und aus der Menge des trockenen rückstän
digen essigsauren Salzes den Gehalt an Essigsäure finden. Zur
Neutralisation würde sich fein zerriebener kohlensaurer Kalk am
besten eignen, da ein Ueberschuss davon ungelöst bleibt und
leicht abgesondert werden kann.
Ein anderes Verfahren hat Lassai g ne angegeben. (Journ.
de Chimie mèdie., 1845, S. 571.)
Der Säuregehalt der entkohlensäuerten Flüssigkeit wird
hiernach unmittelbar und überhaupt, z. B. nach der Methode
von Otto, bestimmt; dann wird ein bestimmtes Quantum der
selben eingekocht, um den Alkohol und die Essigsäure zu ver
flüchtigen, und der Rückstand, welcher die nicht flüchtigen
Säuren enthält, wieder auf dieselbe Weise auf seinen Gehalt an
Säure geprüft. Die Menge der hierzu erforderlichen alkalischen
Probeflüssigkeit von der ersteren abgezogen, giebt jenen Antheil
derselben, welcher auf Rechnung blos der Essigsäure kommt,
und bestimmt sonach auch diesen speciell.
Dieses Verfahren ist ebenso zur Prüfung der Essige auf
ihren Gehalt an Essigsäure anwendbar, wenn sich darin noch
andere nicht flüchtige Säuren, und vorausgesetzt, dass sich
darin keine andere flüchtige Säuren, z. B. Salpetersäure oder
Salzsäure befinden und wenn beim Einkochen alle Essigsäure
verflüchtigt wird.