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erzeugt werden kann. Die geringste Concentration hat der
Birnsaft und ist daher für sich allein zur Weinerzeugung am
wenigsten geeignet. Eben aus diesem Grunde pflegt man den
Obst- und Beerensäften Zucker (Stärkmehlzucker) zuzusetzen,
um ihren Zuckergehalt zu erhöhen und daraus einen besseren
Wein zu erzeugen. Dieser Zusatz geschieht am besten, nachdem
die Obst- oder Beerenmaische schon in Gährung gekommen ist,
weil ein früherer Zusatz den Eintritt der Gährung zu lange ver
zögert.
Dies im Allgemeinen über jene Weine vorausgesandt, haben
wir sie im Folgenden speciell zu betrachten, wobei noch zu be
merken, dass man diese Früchte einzeln oder auch gemischt an
wenden kann.
I. Aepfelwein.
Aepfelwein auch Ci der genannt, wird aus dem Safte
reifer Aepfel bereitet, indem man dieselben zerreibt oder zer
quetscht und den Brei auspresst. Es werden dazu gerade nicht
die besseren Sorten Aepfel verwendet. Man bringt den abge
pressten Saft in Fässer und überlässt ihn im Keller der Selbst-
gährung, die oft ziemlich spät eintritt. Die ausgepresste Aepfel-
masse wird gewöhnlich noch mit heissem Wasser aufgerührt und
nochmals gepresst, wodurch man einen Saft erhält, der eine ge
ringere Sorte Aepfelwein giebt. Wenn man diesen Wein vor
völlig beendigter Hauptgährung in Flaschen füllt und diese ver
korkt, was häufig geübt wird, so wird er moussirend.
Im nördlichen Frankreich und in einigen Gegenden von
Deutschland wird viel Cider erzeugt und macht dort das allge
meine Getränk des Volkes aus.
Böhmen, welches kein Weinland ist, in welchem nur an we
nigen Orten der Wein gut gedeiht, jedoch aber die Obstcultur
auf einer vorzüglichen Stufe sich befindet und manche Domi
nien jährlich für Verpachtung ihrer Obstgärten und Obstalleen
bei 2000 bis 4000 Gulden Ö. W. Pachtzins lösen, könnte hierin
Ausgezeichnetes leisten, nicht sowohl blos allein in der Erzeu
gung des Aepfelweines, sondern überhaupt in der Erzeugung der
Obst- und Beerenweine. *
Der Aepfelwein ist ein kühlendes, geistig säuerliches Ge