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so wie die Branntweinessige, die als blosse Gemische von Wasser
und Essigsäure angesehen werden können, gewöhnlich noch viel
geringere Gehalte von Essigsäure besitzen, so lässt sich die
specifische Schwere allerdings bedingt als Mittel anwenden, um
mittelst derselben den relativen und absoluten Gehalt einer
solchen wässerigen Essigsäure an wasserfreier Essigsäure zu
bestimmen. Weil aber die Unterschiede in der specifischen
Schwere für gleiche Differenzen im Essigsäuregehalte um 1 pCt.
nicht sehr gross sind, so würden dazu sehr empfindliche Aräo
meter mit dünnem Stängel und grossem Schwimmgefäss noth-
wendig sein, und ist demnach das Tausendgranfläschchen hierzu
vorzuziehen, welches zuverlässigere und genauere Anzeigen lie
fert. Würde hiernach ein reiner Branntweinessig eine specifische
Schwere von 1.0089 zeigen, so könnte mit Zuversicht auf einen
Gehalt desselben an wasserfreier Essigsäure von 5 pCt. ge
schlossen werden.
Zur Bestimmung des Säuregehaltes in den gewöhnlichen
Essigen ist aber dieses Verfahren nicht anwendbar, weil diese
noch gewisse nicht flüchtige Stoffe enthalten, welche ihre speci-
fische Schwere erhöhen und demgemäss den Einfluss der Essig
säure hierauf überwiegen, wodurch die Bestimmung bedeutend
beirrt und der Gehalt an Essigsäure viel zu gross angezeigt
würde. Der Essigsäuregehalt in solchen Essigen wird auf an
dere Weise bestimmt, wozu an einem späteren Orte Anleitung
gegeben werden soll.
1 Atom Alkohol = C 4 Hg 0 -f- HO mit 1 Atom Essigsäure
hydrat = C 4 H 3 0 3 -+- HO enthalten zusammen die Elemente
von 2 Atomen Aldehyd und 2 Atomen Wasser 2 (C 4 H 3 0, HO)
2 HO, und 1 Atom Alkohol mit 3 Atomen Essigsäurehydrat
enthalten zusammen die Elemente von 4 Atomen Aldehydsäure
(acetylige oder essige Säure) und 2 Atomen Wasser, nach der
Formel:
C 4 H 5 0 HO + 3 (C 4 H 3 0 3 HO) = 4 (C 4 H 3 0 2 HO) + 2 HO.
1 Atom Aldehyd endlich und 1 Atom Essigsäurehydrat
enthalten zusammen die Elemente von 2 Atomen Aldehydsäure,
nämlich:
C 4 H 3 0 HO + C 4 H 3 0 3 HO = 2 (C 4 H 3 O a HO).