Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (4. Band)

weil durch die Fortwirkung der Schwefelsäure auf den schon 
fertig gebildeten Zucker die Flüssigkeit bitterschineckend wird. 
Es ist aber nothwendig, die Umwandlung des Stärkmehls in 
Zucker so vollständig als möglich zu bewirken, um eine Zucker 
lösung von der grössten Vergährungsfähigkeit zu erhalten. 
10. Ist die Zuckerbildung vollendet, so muss die dazu ge 
brauchte Schwefelsäure wieder aus der Flüssigkeit hinweggeschafft 
werden. Dies geschieht am einfachsten und wohlfeilsten durch 
Neutralismen derselben mit Kalk, wodurch die Schwefelsäure 
in Form von Gyps präcipitirt wird, wovon jedoch ein geringer 
Antheil in dem Zuckerwasser aufgelöst bleibt. Diese Neutrali- 
sirung ist eine der wichtigsten Operationen hierbei, und von 
der Genauigkeit ihrer Ausführung hängt wesentlich die Beschaf 
fenheit des erzeugten Productes ab. Man kann dazu gebrannten, 
mit Wasser zu Pulver gelöschten Kalk, oder auch fein gepulver 
ten kohlensauren Kalk (Kreide, Kalkstein) an wenden. Folgende 
Unterschiede finden bei dieser verschiedenen Anwendung Statt: 
Der kohlensaure Kalk verursacht ein starkes Aufbrausen; 
beim Neutralismen damit ist daher wegen des möglichen Ueber- 
schäumens Vorsicht nöthig; ein Ueberschuss desselben bringt 
keinen Nachtheil für das Product. Die vollständige Neutralisi- 
rung damit ist jedoch etwas schwierig, die Kreide ist bei uns 
theurer, das Pulvern des wohlfeilem harten Kalksteins macht 
auch Kosten. 
Der gebrannte Kalk lässt sich mit Wasser leicht zu Pulver 
löschen; er neutralisirt, am besten in Form einer dicken Milch 
angewendet, die Schwefelsäure ohne Aufschäumen; es darf je 
doch kein Ueberschuss desselben zugesetzt werden, weil das 
Zuckerwasser sonst braun und bitter wird. 
Um demnach jeden Ueberschuss von Kalk zu vermeiden, 
setzt man auf jedes Pfund angewendeter Schwefelsäure 3 / 4 U 
Kalkhydrat, mit Wasser zu dünnem Brei angerührt, zu, rührt 
gut ein und vollendet die Neutralisirung mit sehr dünner Kalk 
milch, die man zuletzt nicht dünn genug anwenden kann und 
nur in kleinen Portionen zugeben darf, um nicht leicht zu viel 
Kalk zuzusetzen. Man kann die Vollendung der Neutralisation 
mit fein geschlämmter Kreide bewirken; auch die frisch bereitete 
Knochenkohle kann dazu allein oder theilweise angewendet wer 
den, weil sie 8—10 pCt. ihres Gewichtes kohlensauren Kalk ent-
	        
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