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Gebäcke demnach keinen unangenehmen Geschmack mittheilt.
Wie viel der neu erzeugten Hefe jedesmal dazu abgegeben
werden kann, lässt sich im Vorhinein nicht bestimmen und
hängt natürlich vorzüglich von dem eigenen Bedarf ab; jedoch
so viel ist gewiss, dass diese Hefe eine nicht unbedeutende
Nebennutzung der Essigfabrikation aus Malz- und Getreidewür
zen gewähren würde. Sie kann unmittelbar in dem Zustande
verbraucht werden, wie sie erhalten wird, oder man kann sie
auch in Presshefe für den Handel verwandeln, wozu sich am
oben angezeigten Orte Anleitung findet. In den Rheinländern
wird von dieser Hefenerzeugung nützlicher Gebrauch gemacht,
Bedingungen zur Essigbildung.
Dass zur vortheilhaften Erzeugung von Essig vor Allem
eine Alkohol enthaltende Flüssigkeit erforderlich sei, indem es
hier lediglich der Alkohol ist, der die Umwandlung in Essigsäure
erleidet, wurde schon erörtert. Diese sind entweder:
a) Alkohol enthaltende Flüssigkeiten, welche die geistige
Gährung überstanden haben, oder
b) blosse Gemische von Alkohol (Branntwein oder Weingeist)
mit Wasser, durch vorhergegangene Destillation der ersteren er
halten.
Diese alkoholhaltigen Flüssigkeiten müssen in die zur Essig
bildung geeigneten Umstände versetzt oder es müssen die Be
dingungen eingehalten werden, unter welchen allein eine vor-
theilhafte Erzeugung des Essigs im Grossen Statt finden kann,
wobei den Erfahrungen zu folgen ist, die man zu machen Gele
genheit hat, wenn die Umstände beobachtet werden, unter wel
chen gegohrene alkoholhaltige Flüssigkeiten überhaupt sauer
werden und in Essig übergehen. Eine rationelle Anwendung
dieser Erfahrungen auf die Essigerzeugung im Grossen macht
dann das Wesen derselben aus. Die Bedingungen dazu sind
hiernach:
1. Ein gewisser Grad von Verdünnung der alkohol
haltigen Flüssigkeit mit Wasser, insofern solche von grösserem
Alkoholgehalte entweder nicht so leicht sauer werden oder gar
nicht in Essig übergehen. Dies ist die Ursache davon, dass wir
Balling’s Gährungschemie. IV. X3