212
Erzeugung des dort berühmten Orleansessigs geübt, worüber uns
schon Chaptal nähere Nachricht giebt.
In England wendet man sie bei der Erzeugung des Malz
essigs an.
Man gebraucht dazu liegende Holzgefässe, aus Eichenstäben
angefertigt, von der Form der Weinfässer (Mutterfässer), von
vier bis acht Eimer Inhalt. Grössere Gefässe anzuwenden ist
nicht räthlich, weil dann die mit der atmosphärischen Luft in
Berührung tretende Oberfläche des zu säuernden Weins im
Verhältniss zu seiner Masse zu klein wird; es ist im Gegentheil
unter Umständen vortheilhafter, dazu kleinere Gefässe zu ge
brauchen, was auch gegenwärtig geschieht, indem man häufiger
viereimerige Fässer dazu benützt. In grösseren Gefässen geht
die Essigbildung langsamer, aber gleichförmiger vor sich; sie
unterliegen weniger dem Wechsel der Temperatur durch äussere
Einwirkung. Sind die Gefässe neu, so müssen sie nach erfolg
tem mehrmaligen Ausbrühen mit Wasser (oder Wasserdampf),
um den Holzsaft zu extrahiren, ein gesäuert, d. h. mit gutem,
siedendheissem Essig getränkt werden, vop welchem man je 2
Eimer in dieselben giesst, damit ausschwenkt und weiter darin
belässt.
Die Extraction des Holzes und die Einsäuerung
der zur Essigerzeugung verwendeten Gefässe mit starkem Essig
ist bei allen Methoden der Essigfabrikation . nothwendig und hat
deshalb überall zu geschehen.
Diese Mutterfässer werden in einem geeigneten Locale von
15 — 18° R. Temperatur, in der wärmeren Jahreszeit wohl auch
im Freien, auf Kanntner reihenweise neben einander und in
zwei bis drei Reihen über einander aufgestellt, um an Raum zu
ersparen. Nebst dem gewöhnlichen ziemlich weiten Spundloch
am oberen Theile des Fasses macht man auch noch an dem
oberen Theile der vorderen Stirnwand eine runde Oeffnung von
etwa 1 Zoll Durchmesser (und könnte dasselbe wohl auch an
der Hinterwand thun), um der atmosphärischen Luft einen leich
teren Eintritt in das Gefäss zu gestatten.
Die Fässer werden nun vorerst beiläufig zum vierten Theil
mit gutem, erwärmtem Weinessig gefüllt (2 Eimer), worauf jede
Woche etwa 8 Maass klarer Wein zugegeben wird, der in dieser
Zeit in Essig übergeht, und dies setzt man so lange fort, bis