Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (4. Band)

haltigen Flüssigkeit der Wirkung des Essigkahms (Essigschim 
mel) Mycoderma aceti zu. 
Dieser habe die Eigenschaft, die oxydirende Wirkung des 
Sauerstoffes der atmosphärischen Luft auf den Alkohol und auf 
die Essigsäure zu übertragen und ersteren dadurch in Essigsäure, 
letztere in Wasser und Kohlensäure zu verwandeln, wodurch 
endlich alle Essigsäure aus dem Essig verschwindet. Deshalb 
müsse in der zu säuernden Flüssigkeit immer Alkohol enthalten 
sein, denn so lange dies der Fall ist, wird nur Essigsäure ge 
bildet und keine Essigsäure zerstört. 
Der Essigkahm bewirke nur dann Essigbildung, so lange er 
sich auf der Oberfläche der noch geistigen Flüssigkeit, mithin 
mit der atmosphärischen Luft in Berührung befindet; taucht 
man ihn in die Flüssigkeit unter, so veranlasst er keine Essig 
bildung mehr. 
Von diesem Verhalten des Essigkahms hat sich Pasteur 
durch Versuche und Untersuchungen Ueberzeugung verschafft 
und gründet nun darauf sein neues Verfahren der Essigfabri 
kation, welches darin besteht, dass er den schon fertig gebil 
deten Essigkahm auf die Oberfläche der in Essig umzuwandeln 
den Flüssigkeit (einer Mischung von Branntwein mit Essig und 
Wasser, worin 2 pCt. Essigsäure und 2 pCt. Alkohol, dann einige 
Zehntausendtheile phosphorsaurer Alkalien und Erden, welche 
zur Ausbildung der Schimmelpfianze nothwendig sind) bringt 
und gewissermaassen aussäet. 
Die kleine Pflanze entwickele sich und bedecke auch bald 
die Oberfläche der Flüssigkeit, ohne dass der geringste Platz 
leer bleibe. Gleichzeitig gehe der Alkohol in Essigsäure über. 
Sobald der Process gehörig im Zuge ist, setzt man jeden Tag 
Alkohol in kleinen Portionen oder Wein, oder mit Weingeist 
versetztes Bier zu, bis der Essig den im Handel verlangten Ge 
halt erlangt hat. 
Wenn die Wirkung der Pflanze schwächer zu werden be 
ginnt, lässt man die Flüssigkeit noch vollständig sauer werden 
und zieht dann den Essig ab. 
Den Essigkahm sammelt man, wäscht ihn mit Wasser aus 
und gewinnt eine etwas saure Flüssigkeit, die man ferner be 
nützen könne.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.