Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (4. Band)

221 
Luft verdrängt wird, so dass ein zwar sehr langsamer, aber 
doch stetiger Luftwechsel Statt findet. Dieser Luftwechsel könnte 
noch dadurch befördert werden, dass man im Deckel zwei oder 
mehrere Löcher von geeignetem Durchmesser anbringt, aus deren 
halben Anzahl kurze Röhren nach abwärts, aus den andern 
kurze Röhren nach aufwärts angesetzt würden. Durch erstere 
würde die schwerere atmosphärische Luft eintreten, durch letz 
tere das leichtere Stickgas austreten. 
Je öfter das Umfüllen des Essiggutes vorgenommen werden 
kann, desto schneller ist die Essigbildung vollendet, und es ist 
leicht ersichtlich, dass das wiederholte Auffüllen der Gradirfässer 
mit dem Essiggute eigentlich keinen anderen Zweck hat, als, den 
den Kämmen anhäugenden, bereits fertig gebildeten Essig auf 
zunehmen und sie neuerdings mit einer alkoholhaltigen Flüssig 
keit zu benetzen, um diese der vollkommenen Umwandlung in 
Essig zuzuführen. 
In diesem Anbetrachte, was die Menge des jedesmaligen ab 
zuziehenden und wieder aufzugiessenden Essiggutes so wie die 
Anzahl der zu gebrauchenden abgezogenen Gradir 
fässer für jede Gruppe betrifft, dürfte dieses Verfahren, welches 
eine wirkliche Essiggradirung ist, bei rationeller Beobachtung 
und Betrieb noch mancher Verbesserung zur Beschleunigung des 
Processes fähig sein. Je nach Umständen, vorzüglich auch nach 
dem Alkoholgehalte des Essiggutes dauert die Essigbildung dabei 
8 bis 14 Tage. Mit zwei Gradirfässern von je 30 Eimer Inhalt 
(nach Abzug des Raumes, den die Weinkämme einnehmen, und 
des jedesmal zurückbelassenen Antheils von etwa 10 Eimer) 
können jährlich bei achttägigem Processe 45 X 20 = 950 Eimer, 
bei 14 Tage dauernder Essigbildung 26 X 20 = 520 Eimer Essig 
erzeugt werden — eine Leistung, die schon bedeutend ist und 
dieses Verfahren besonders zu einem fabriksmässigen Betriebe 
empfiehlt. Es ist immer vortheilhafter und Arbeit ersparend, 
jedesmal den stärksten Essig zu erzeugen und diesen, wenn ein 
schwächerer Essig verlangt wird, erst nach seiner Erzeugung 
mit klarem, weichem Wasser zu verdünnen. Der stärkere Essig 
hat auch mehr Haltbarkeit; man bedarf weniger Gefässe zu 
seiner Aufbewahrung und Lagerung. Solchen starken Essig, der 
6 bis 10 pCt. Essigsäure enthält, nennt man gegenwärtig Essig 
sprit.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.