Menge Essiggutes aus dem Gradirfass kann derselbe vergrössert,
der Luftwechsel verstärkt und damit die Essigbildung beschleu
nigt werden, wie schon oben angenommen wurde.
Indem man für jedes gefüllte Gradirfass statt nur eines,
drei, vier und mehr abgezogene Gradirfässer anordnet und das
Essiggut statt in 12 Stunden in je 4, 3 oder vielleicht auch nur
in je 2 Stunden auf ein solches 12 Stunden grösserntheils leer
gestandenes Gradirfass überzieht, wobei der Wirkung der atmo
sphärischen Luft die nöthige Zeit gegönnt, das Abziehen des
Essiggutes aber in kürzeren Zeiträumen vorgenommen wird und
dasselbe nach 12 Stunden wieder in das erste Gradirfass zu
rückkehrt, dieses Verfahren dürfte wohl eine bedeutend be
schleunigte Essigbildung bei möglichster Luft-Oekonomie, mithin
auch den geringsten Alkoholverlust bedingen und, wie gesagt,
eine eigenthümliehe Methode von Schnellessigfabrikation begrün
den können. Das Abziehen der Flüssigkeit ist hierbei das Mit
tel, die Luft gewissermassen von Oben nach Unten zwischen die
Weinkämme einzusaugen, ähnlich wie dies bei dem folgend zu
beschreibenden englischen Verfahren der Schnellessigfabrikation
durch eine Luft einsaugende Pumpe geschieht. Die Methode
von Boerhave scheint demnach noch eine bessere Zukunft
zu haben.
Die Leistung eines Schnellessigbilders ist von seinen Di
mensionen, d. i. von seiner Grösse bedingt, welche von seinem
Durchmesser und von seiner Höhe bestimmt wird. Nach erste-
rem richtet sich die Menge der auf einmal durchträufelnden
Flüssigkeit, nach letzterer die Zeitdauer ihres Aufenthaltes in
dem Essigbilder, bevor sie in der unteren Abtheilung anlangt,
mithin auch ihrer mehr oder weniger vollständigen Säuerung.
Mit Berücksichtigung aller einwirkenden Umstände sind bis jetzt
noch keine zuverlässige Angaben bekannt geworden, um darnach
die unter gegebenen Umständen mögliche oder erreichbare Lei
stung eines Schnellessigbilders schätzen zu können; es lassen
sich demnach auch keine brauchbare Vergleichungen mit den
Leistungen der anderen Essigbereitungsmethoden machen, und
nur so viel ist gewiss, dass mittelst der Essigbilder eine jede
dazu geeignete alkoholhaltige Flüssigkeit am schnellsten in
Essig umgewandelt wird.
Bei der Schnellessigfabrikation treten mehrere Uebelstände