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In den Nachrichten, welche uns Dr. Sheridan Muspratt
von der Essigerzeugung in England giebt, werden als Essiggut
aber nur gegohrene Malz- oder Malzgetreidewürzen, dann Gemi
sche von diesen mit Branntwein und Wasser genannt.
Essigerzeugung als Nebenproduct in den Bierbrauereien.
Im II. Bande S. 96 wurde angegeben, dass man durch Auf
guss von wenig kaltem Wasser auf die Malztreber, nachdem die
durch den heissen Nachguss gewonnene zweite Würze abge
zogen worden, noch eine etwas dünnere Würze gewinnen könne,
welche in vielen Brauereien (im österr. Kaiserstaate) zur Erzeu
gung einer Sorte schwachen Malzessigs, verwendet und deshalb
Essigwürze oder Essigstoff genannt werde. Es wurde ferner
angegeben, dass diese Nebennutzung unter Beobachtung gewisser,
daselbst aufgeführter Vorschriften, welche mögliche Bevorthei-
lungen des Biersteuergefälles beseitigen sollen, den Bierbrauern
allgemein gestattet sei.
Bei rationellem Verfahren in der Bierbrauerei und bei einer
zweckmässigen Vertheilung der zum Gebräue bestimmten Wasser
menge zum Maischen und zum Nachguss, besonders aber bei An
wendung von zwei heissen Nachgüssen für die Biererzeugung
und Aufrühren der Treber mit dem Nachgusswasser, bleibt eine
so schwache Würze zwischen den Trebern zurück, dass von der
Gewinnung einer brauchbaren Essigwürze daraus gar keine Rede
sein kann und selbst die Erzeugung von Glattwasser wenig loh
nend ist.
Wenn dagegen eine grössere als die gewöhnliche Schüttung
und, wie es z. B. hierlandes allgemein üblich, eine viel zu kleine
Menge Nachgusswasser, so wie nur ein heisser Nachguss ange
wendet, dann die Nachwürze durch Verdrängung ohne Umstechen
der Treber damit gewonnen wird, dann ist man allerdings im
Stande, noch eine gewisse Quantität Essigwürze von je nach Um
ständen 4 bis 6 pCt. Malzextractgehalt zu erzielen, welche nach
diesem einen mehr oder weniger brauchbaren Essig zu liefern
vermag.
Diese Würze bringt man in der geheitzten Essigstube in
unausgepichten eingesäuerten Gefässen mit Zusatz von Hefe in