Die Essigerzeugimg mittelst Platinmohr,
von Döbereiner entdeckt, wozu nur reiner Branntwein ange
wendet werden kann, hat bis jetzt kaum Eingang in die Praxis
gefunden, ist aber ein höchst belehrendes Experiment und mög
lich einer weiteren Ausbildung fähig. Die Kostspieligkeit des
Platins und der Bereitung des Mohrs daraus stehen seiner An
wendung dazu hauptsächlich entgegen. In Dr. Sheridan Mus-
pratt’s Werke ist ein Apparat zur Erzeugung von Essigsäure
aus Branntwein mittelst Platinmohr beschrieben. Ich habe bei
diesfälligen Versuchen gefunden, dass der Platinmohr durch das
öfter wiederholte Erglühen beim Benetzen mit Weingeist cohä-
renter wird, was seine Wirkung schwächt. Deshalb wird auch
hier von diesem Verfahren abgesehen und kann in allen neuern
chemischen Lehrbüchern darüber nachgelesen werden.
Essigerzeugimg in den Haushaltungen.
In den Haushaltungen erhält man verschiedene Abfälle, die
mit Vortheil zur Erzeugung von Essig benützt und dadurch man
che kleine Ausgaben für Essig erspart werden können. Man er
hält Bier- und Weinreste, die dazu brauchbar sind; das trübe
Fassgeläger aus den Bierfässern kann durchgeseiht und das
Klare (es ist Bier) zu Essig, das auf dem Seihezug Zurückblei
bende als Hefe benützt werden.
Um diese alkoholhaltigen Flüssigkeiten, zu deren Bereitung
man auch Honig, Obst- und Beerensäfte verwenden kann, die
in den Haushaltungen oft zu beschaffen sind, in Essig zu ver
wandeln, verfährt man auf die einfachste Art.
In eine geräumige, mehr weite als hohe Flasche mit weite
rem Halse von gebranntem Thon (Steinzeug) oder besser von
Glas, um den Vorgang und die Beschaffenheit des Essigs darin
beobachten zu können, werden die vorhandenen dazu geeigneten
Flüssigkeiten zusammengegossen, zu Anfänge etwas guter Essig
als Essigferment dazu gethan und an einen 20 bis 24° K. war
men Ort hinter einem Ofen oder Sparherd aufgestellt, wo das
Gefäss so lange stehen bleibt, bis die darin enthaltene Flüssig
keit gehörig sauer geworden ist, wozu man sich hier blos des