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Weingeruch desselben tritt aber vorzüglich dann erst recht deut
lich hervor, nachdem die Essigsäure mit einem Alkali
neutralisirt worden ist. An sonst noch charakterisirenden
Nebenbestandtheilen erhält der Weinessig Weinstein, freie
'Weinsteinsäure und extractives Pigment. Immer ist der
Weinessig etwas blässer als der Wein, aus dem er erzeugt
wurde.
Im Wohlgeschmack steht dem Weinessig am nächsten der
Zuckeressig; er besitzt so wie die gegohrene Zuckerlösung
ebenfalls ein eigenes Aroma, kann von jeder beliebigen Stärke
bis zu der des Weinessigs erzeugt werden, und ist, wenn er aus
einer möglichst vergohrenen Zuckerlösung bereitet worden, nebst
dem Branntweinessig der reinste Essig, den man erzeugen kann;
er enthält nebst vielleicht einer geringen Menge Milchsäure,
welche bei der geistigen Gährung der Zuckerlösung gebildet
wurde, weder Salze noch fremdartige Säuren.
An den Zuckeressig schliesst sich zunächst der Obst- oder
Cideressig an, welcher zwar weniger Essigsäure als der Wein
essig enthält, proportional dem geringeren Alkoholgehalte des
Ciders aber ebenfalls ein eigenthümliches Aroma besitzt und
nebst wenigen Salzen und etwas Schleim vorzüglich durch einen
Gehalt von freier Aepfelsäure sich auszeichnet.
Unter allen Essigen ist der Branntweinessig der reinste
Essig; er enthält gar keine fremdartige Bestandtheile, besitzt
demgemäss die grösste Haltbarkeit, kann von beliebiger Stärke
bis zu der des Weinessigs erzeugt werden, und eignet sich eben
wegen seiner Reinheit ohne Vorbereitung durch Destillation vor
züglich zur Erzeugung essigsaurer Salze im Grossen, wozu er
denn auch thatsächlich verwendet wird. Um ihn zu färben, sei
nen schärfer sauren Geschmack zu mildern und dem Weinessig
ähnlicher zu machen, pflegt man demselben Weinbranntwein
(Cognak), gebrannten Zucker und Weinstein zuzusetzen.
Der Honigessig, aus Honigwein erzeugt, besitzt etwas
von dem eigentümlichen Geruch des Honigs, welcher wieder
nach dem Neutralismen desselben mit einem Alkali stärker her
vortritt und nebst etwas unvergohrener Substanz sonst keinen
auffallenden Gehalt an fremden Pflanzensäuren oder Salzen
enthält.
Der Stärkezuckeressig, aus mit Schwefelsäure berei-