266
blauer Niederschlag oder wenigstens eine solche Färbung in dem
Essig entsteht. Das aufgelöste Blei wird durch Schwefelwasser
stoff als Sulfid in Form eines schwarzen Pulvers gefällt, aus
dem sich vor der Löthröhre auf Kohle ein Bleikorn reduciren
lässt. Reiner Essig röthet das Lackmuspapier nur vorübergehend,
mit anderen Säuren versetzter bleibend. Essigfliegen sammeln
sich nur um reinen Essig an.
Prüfung des Essigs auf seinen Gehalt an Essigsäure.
Wenn der gewöhnliche Essig ein Gemisch blos von Essig
säure und Wasser wäre, so würde man seine Stärke, d. i. sei
nen Gehalt an Essigsäure, allerdings aus seiner specifischen
Schwere, also mit einem empfindlichen Aräometer oder besser
noch durch Abwägen im Tausendgranfläschehen beurtheilen und
genau bestimmen können. Aber selbst der Branntweinessig wird
mit Weinstein, gebranntem Zucker, Rosinen und mitunter selbst
auch mit Weinen geringerer Qualität versetzt, um ihm Aehn-
lichkeit mit dem echten Weinessig zu ertheilen (künstlicher
Weinessig) und dadurch jene Prüfungsmethode unmöglich ge
macht. Unter diesen Umständen bleibt zur Prüfung der Essige
auf ihren Säuregehalt nichts Anderes übrig, als die Neutralisi-
rungsmethode anzuwenden, d. h. die Menge einer Basis, eines
Alkali zu bestimmen, welches zur völligen Neutralisation einer
gegebenen Menge Essig nothwendig ist, und daraus auf den re
lativen oder auch absoluten Essigsäuregehalt desselben zu schlies-
sen. Dabei muss man sich jedoch vorerst überzeugt haben, dass
der Essig keine andere fremdartige Säuren enthalte, was man
in der Regel wohl auch voraussetzen kann.
Die Alkalien hat man bisher dazu im kohlensauren oder im
ätzenden Zustande angewendet; allein der Gebrauch beider ist
beschränkt und von mehreren Umständen und Nebenrücksichten
bedingt, die hier zur Erörterung kommen müssen.
Von kohlensauren Alkalien wurden dazu bisher ange
wendet:
1 . Das reine einfach kohlensaure Kali im wasserfreien
oder frisch ausgeglühten Zustande;