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Färbung der Essige.
Die aus rothem Wein erzeugten Essige sind von Natur
roth, weil der Färbestoff des Weins bei seiner Umwandlung in
Essig nicht verändert wird. Will man denselben künstlich roth
iärben, so dienen dazu folgende unschädliche Färbemittel, als:
saure Kirschen oder Weichsein, Himbeeren, Brombeeren, Erd
beeren, Hollunderbeeren, Maulbeeren, Klatschrosen, rothe Nelken,
Sandelholz &c. Blau wird er von Kornblumen oder Violen, gelb
von gebranntem Zucker. Den letztem setzt man dem Branut-
weinessig zu, um ihm eine gelbe Weinfarbe zu geben.
Aromatisirung der Essige.
Der echte Weinessig hat an sich schon einen angenehmen
Geruch, welcher von dem Bouquet des Weines herrührt. An
dern Essigen wird ein solcher, so wie auch ein gewürziger Ge
schmack durch riechende Substanzen und Gewürze ertheilt.
Citronenschalen, Orangen, Fliederblumen, Krause
münze, Lavendel, Nelkenblumen, Rosen, Orangenblü-
then, Rosmarinblüthen und Veilchen &c. werden vorzüg
lich des Geruches wegen, Pfefferkraut, Charlottenzwie
beln, Muscatnüsse, Galgant, Zimmt, Cardamomen,
Knoblauch, Bertram, Ingber des Geschmacks, theils auch
des Geruches wegen zugesetzt. Diese Stoffe, statt deren theil-
weise auch ätherische Oele dienen können, müssen rein sein;
die Blüthen werden entweder frisch oder getrocknet angewendet
und der fertige Essig muss in wohlverschlossenen Flaschen an
kühlen Orten aufbewahrt werden, weil er leichter umschlägt.
Entweder dienen solche Essige zum Genüsse oder als Parfüme
rien, oder zu medicinischen Zwecken, wozu der Essig auch über
der aromatischen Pflanzensubstanz abgezogen (abdestillirt) wer
den kann. Man erzeugt einfache oder zusam m e n g e-
setzte derlei aromatische und gewürzige Essige. Einen beson
deren Namen unter den letzteren hat sich der zu medicinischen
Zwecken verwendete Vierräuberessig (Vinaigre de Quatre-
Voleurs) erworben, welchem nebst einer grossen Zahl aromati
scher und gewürziger Stoffe zuletzt noch Kampherspiritus zuge
setzt wird.
Balliug’s Gährungscliemie. IV. 19