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jetzt wird der aus Brauabfällen erzeugte schwache Essig von
dem ärmern Volke als wohlfeiles, erfrischendes Getränk con-
sumirt.
In den ältesten Werken über Kochkunst und andere Ge
genstände des Haushalts wird von der Anwendung des Essigs
zur Zubereitung und Aufbewahrung von Nahrungsmitteln ge
sprochen, woraus hervorgeht, dass die Menschen schon frühzeitig
seine vielfältige Verwendbarbeit kennen und schätzen lernten.
G 1 a u b e r war der erste Schriftsteller, welcher eine voll
ständige Beschreibung der zu seiner Zeit üblichen Methode der
Essigfabrikation geliefert hatte; aber erst in der neuern Zeit hat
sich der Einfluss des Fortschrittes der Naturwissenschaften auch
auf diesen Industriezweig geltend gemacht und ihn zu einem
hohen Grade von Vollendung gebracht. Die frühere Geheim-
nisskrämerei wurde daraus verbannt, die dabei vorgehenden
Processe sind aufgehellt worden; der Essigfabrikant ist im Stande,
eine klare Einsicht in dieselben zu erhalten, sich der Leitung
und des Fortganges desselben zu bemächtigen und so mit grosser
Sicherheit des Erfolgs in der kürzesten Zeit das beste Product
zu erzielen. Geheimnisskram besteht hierin zwar noch, allein
stets zeigt er an, dass der betreffende Essigfabrikant, bei dem
er vorkommt, noch auf einer sehr niedrigen Stufe von wissen
schaftlicher Bildung und Erkenntniss steht, und deshalb als neu,
für unbekannt und geheim hält, was in der Wissenschaft bereits
Gemeingut geworden ist.
Boerhave hat sich um die verbesserte Essigerzeugung,
Kästner und Döbe reiner, dann Schützenbach,
Wagemann und Hermbstädt haben sich um die Schnell
essigfabrikation verdient gemacht, die wieder in England wesent
lich modificirt und verbessert worden ist. Die wissenschaftliche
Seite des Essigbildungsprocesses wurde besonders von Liebig
beleuchtet.