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Der Gehalt an Weinstein und Säure verth eilt sich
hier in eine grössere Quantität Flüssigkeit und ihr
relativier Gehalt an derselben wird daher in eben
demselben Verhältnisse geringer, der Wein wird
edle r.
Auch gemeinen Zucker kann man hierzu anwenden. Er kommt
aber theurer und ist dem Moste fremdartiger, als der dem Trau
benzucker identische krümelige Stärkmehlzucker; er bedingt die
Bildung dem Weine fremdartiger Gährungsproducte.
In Frankreich wird von dem Stärkmehlzucker zur Aufbes
serung schwachen Mostes schon häufig Gebrauch gemacht, und
es wäre zu wünschen, das Vorurtheil gegen ein solches Verfah
ren allgemein schwinden zu sehen; denn offenbar ist es besser,
einen guten preiswürdigen, als einen geringen werthlosen Wein
zu erzeugen. Eine Weinverfälschung kann man dieses Verfahren
durchaus nicht nennen, wie es Einige tliun wollen, weil dem
Moste vor der Gährung nur diejenige Substanz — der Zucker
— in grösserer Menge zugesetzt wird, welche die Natur wegen
missgünstiger Verhältnisse darin selbst nicht gebildet hatte.
Von einem ähnlichen Verfahren zur Erzeugung künstlicher
Weine wird später die Rede sein, wie auch von demselben Ver
fahren bei der Erzeugung von Wein-Branntwein.
Schon Chaptal hat dieses Verfahren vor 50 Jahren mit
Erfolg versucht und empfohlen.
Enthält der Most nebst zu wenig Zucker auch zu viel freie
Plianzensäure, so muss ihm nicht nur der fehlende Zucker er
setzt, es muss auch der Säuregehalt desselben verringert werden,
um daraus einen guten Wein bereiten zu können.
Den zu grossen Gehalt an Säure aber kann man dem Weine
entziehen:
1. Durch Neutralisiren eines Tlieils derselben,
2. Durch Vermehrung der Flüssigkeit, wo
durch sich der Säuregehalt auf eine grössere
Masse derselben vertheilt, und dadurch rela
tiv kleiner wird.
Das erstere Verfahren wäre nur anwendbar, wenn dabei
der Vorgang in der Natur so viel als möglich nachgeahmt
würde, d. h. wenn man die theilweise Neutralisirung der Säure
mit solchen Basen vornimmt, welche mit den im Moste enthal