Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (4. Band)

61 
während des Gährungsverlaufes hindern. Mit dem ungehinderten 
Zutritte des Sauerstoffes der atmosphärischen Luft zum gähren- 
den Moste hat es wegen des sich fortwährend aus demselben 
entwickelnden kohlensauren Gases ohnedies noch einen kleinen 
Anstand, und mit der Ansicht von den besonders weiten Bier- 
Gährbottichen in Baiern kann ich mich nicht befreunden, weil 
man in diesem Lande nirgends Gährbottiche von dergleichen 
Form im Gebrauche findet; sie sind meistens ebenso hoch 
als, weit. 
Das Ganze reducirt sich also auf die Ausführung der Wein- 
gährung bei niedrigerer Temperatur, als dies bis jetzt noch häufig 
geschieht, und insofern ist dem Vorschläge Beifall zu zollen; 
dann ist die Gährung in offenen Gefässen gewiss 
auch minder nachtheilig. Wenn dagegen die Temperatur 
eine höhere ist und man zur Weingährung keine kühle Keller 
hat, dann erweist sich die Gährung im Verschlossenen jeden 
falls nützlich und ist nicht so verwerflich, als behauptet wird. 
Genaue vergleichende Versuche im Grossen mit Berücksich 
tigung aller Umstände und daraus abgeleitete Erfahrungen wer 
den am besten entscheiden, ob der Wein dadurch nach der 
Hauptgährung schon die nämliche Reife und Güte erhal 
ten haben werde, als sonst nach Jahre langem Lagern. Auf die 
Absonderung des Weinsteines durch Lagern wird man wohl doch 
erst warten müssen, ehe er seine ihm zukommende Güte erlangt. 
In Folge Aufstellung der neuen Gährungstheorie wurden 
an mehreren Orten Versuche im kleineren und grösseren Maass 
stabe über den Erfolg der Weingährung in flachen offenen Ge 
fässen gemacht, welche, wie es auch nicht anders sein konnte, 
durchgängig ein negatives Resultat gegeben haben, in deren 
Folge eine Controverse zwischen Liebig und den Experimenta 
toren hervorgerufen wurde (Journal für praktische Chemie 1845 
Nr. 17. Dingler’s Journal Bd. 98 S. 199, Liebigs Annalen Jänner 
heft 1846), aber nur so viel zu erkennen gab, dass eine blosse 
Ansicht oder sogenannte Theorie noch keine Wahrheit ist, dass 
sie erst an dem Probierstein der Erfahrung geprüft werden 
müsse, und dass eben diese Erfahrung bisher jener Theorie 
widersprochen hatte. Insbesondere mache ich hierbei auf die 
Versuche des Herrn Oppmann, königlichen Kellermeisters in 
Würzburg, aufmerksam, welche in Dingler’s Journal Bd. 98 S. 199
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.