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Mostes auf einen gleichen Grad zu bringen. Die Erzeugung
eines Weines von möglichst gleicher Beschaffenheit würde die
nächste Folge davon sein.
Der Stärkmehlzucker ist hierbei dem gemeinen Zucker vor
zuziehen, nicht nur weil er wohlfeiler als dieser, sondern auch
weil er in seiner chemischen Mischung wie in seinen Umsetzun
gen dem Traubenzucker gleich ist, während bei der Gährung
des gemeinen Zuckers ein drittes Product — Milchsäure — ent
steht, welches den natürlichen Weinen fremd ist.
Nicht alle süsse Weine sind gleich haltbar.
Brauseweine.
Wenn man zu Ende der Weingährung die noch schwach
gährende Flüssigkeit in Gefässe einschliesst, in welchen dieselbe
zwar ihre Gährung fortsetzt, aus welchen aber das sich dabei
bildende kohlensaure Gas nicht entweichen kann, so bleibt es
in der Flüssigkeit absorbirt, und ertheilt ihr die Eigenschaft,
beim Oeffnen des Gefässes unter heftigem Aufschäumen heraus
zusprudeln oder zu brausen; daher die Benennung: Brauseweine,
schäumende Weine. Auch dem bereits fertigen alten oder jun
gen Weine lässt sich durch eine künstliche Behandlung dieselbe
Eigenschaft ertheilen.
Derlei Brauseweine wurden zuerst in der Champagne in
Frankreich erzeugt, der Brausewein hiernach Champagner ge
nannt, und später diese Benennung auch auf alle anderer Or
ten erzeugte Brauseweine ausgedehnt, was jedoch unrich
tig ist.
Aus jedem guten Moste lässt sich ein Brausewein erzeugen,
wenn man dabei nach denselben Grundsätzen verfährt; aber
in den erzeugten Producten müssen sich natürlich Differenzen
herausstellen, indem eine jede Rebensorte nicht nur etwas Ei-
genthiimliches darbietet, sondern auch Boden, Witterung, Lage,
Klima u. s. w. einen Einfluss darauf nehmen. Alle so erzeugte
Weine sind daher Brauseweine, aber nicht alle sind Cham-
pagn er.
Obwohl das Verfahren bei der Erzeugung des Champagners