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bekannt ist und sich in vielen Schriften beschrieben findet, so
sind doch bis jetzt noch nicht alle Umstände sichergestellt,
welche einen Einfluss darauf nehmen, und es zeigen sich oft
dabei selbst für erfahrene Weinbauer räthselhafte Erscheinungen.
Dies scheint vorzüglich darin begründet zu sein, dass man weder
die ursprüngliche Concentration der dazu verwendeten Most
sorten, noch den nothwendigen Vergährungsgrad berücksichtigt,
bei welchem das Abziehen der Weine von dem Hefensatze und
das Einfüllen derselben in die Flaschen zu geschehen hat, und
dass man dabei nur empirisch nach der hergebrachten Gewohn
heit verfährt. Der fieissige Gebrauch des Saccharimeters zur
Beobachtung des Gährungserfolges und der jedesmal sich dar
stellenden Attenuationsverhältnisse würde gewiss auch hier die
gewünschten Aufschlüsse geben und geeignet sein, das Verfah
ren auf eine feste, sichere Basis zurückzuführen. In Ermange
lung dessen bleibt nichts anderes übrig, als das Verfahren so
anzugeben, wie es üblich ist und sich in mehreren Schriften be
schrieben findet.
Champagner (in der Champagne) wird sowohl aus weissen
wie aus rothen Weintrauben, oder aus beiden gemischt erzeugt,
aber niemals die ganze Maische, sondern nur der abgepresste
Most der Gährung überlassen. Nur gute, auserlesene Beeren
werden dazu verwendet. Den abgepressten Most lässt man
durch Ruhe (bis 15 Stunden) sich klären, worauf er in die
Gährgefässe gebracht wird und die Gährung beginnt. Die Gäh
rung schreitet langsam vorwärts, und nach oder gegen Weih
nachten zieht man den Jungwein zum ersten Male bei kalter,
trockener Witterung, dann nach jedesmal 4 Wochen noch zwei
mal in Gebinde ab, wobei man ihn klärt. (Das Saccharimeter
und der mittelst desselben beobachtete eingetretene Vergäh
rungsgrad würden offenbar besser als die Zeitbestimmung den
Zeitpunct anzeigen, wann diese Operationen zu geschehen haben).
Die Vergährung, d. i. die Zersetzung des Traubenzuckers, ist
nun noch nicht vollständig erfolgt, und in diesem Zustande muss
der Jungwein in feste Flaschen abgezogen und es müssen diese
verkorkt werden, um darin die Gährung bis zum Schäumen des
selben fortzusetzen, indem das durch die fortschreitende Gäh
rung gebildete kohlensaure Gas, am Entweichen gehindert, in
demselben zurückgehalten wird.