225 — Die Witterungserscheinungen im allgemeinen. — 479
nach Erstellung der ersten Barometer (125) und Thermoskope (150) dachten
Pascal und seine Zeitgenossen daran, diese neuen Hilfsmittel auch für die
Witterungskunde nutzbar zu machen; aber die ersten langem Beobachtungs
reihen dürften doch erst diejenigen gewesen sein, welche Pli. de La Hire 1689
in Paris, Rudolf Jakob Cameranus (Tübingen 1665 — ebenda 1721; Prof, bot.
Tübingen) 1691 in Tübingen, und wenig später J. J. Scheuchzer in Zürich be
gannen. Letzterer forderte sodann 1697 in seiner „Charta invitatoria“ öffent
lich zu solchen Beobachtungen auf und bestimmte z. B. 1705 den Prior des
Gotthard-Hospizes, P. Joseph de Seissa, mit ihm, wenn auch allerdings zunächst
zu hypsometrischen Zwecken, korrespondierende Barometer-Beobachtungen zu
machen. Auch David Algöwer (Ulm 1678 — ebenda 1737; Prof. math. und
Prediger in Ulm) war, wie seine „Meteorología parallela. Ulm 1711—14“ und
ein „Specimen Ilyetometrife, oder Abmessung der jährlichen Regen- und Schnee
wässer. Ulm 1721“ beweisen sollen, ein eifriger und zu vergleichenden Be
obachtungen anregender Meteorologe, und überhaupt gewann im 18. Jahr
hundert diese zweite Stufe immer mehr Boden, ja es unternahm schon 1759
die ökonomische Gesellschaft in Bern, eine Auswahl von Stationen mit über
einstimmenden Instrumenten auszurüsten. Von weit grösserer Bedeutung war
es dann allerdings, als 1780 der einsichtige Joh. Jakob Hemmer (Horbach 1733
— Mannheim 1790; geistl. Rat und Aufseher der kurf. Kunstkammer in Mann
heim), mit Unterstützung des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz, die
„Societas meteorológica Palatina“ gründete, welche sich die Aufgabe stellte,
ein möglichst grosses Gebiet mit Stationen zu besetzen, bei welchen Instru
mente, Beobachtungsstunden und Schema übereinstimmen: Es kamen 37 Sta
tionen (unter ihnen Genf und St. Gotthard) in Gang und es waren schon nach
wenigen Jahren ganz bedeutende Leistungen zu verzeichnen; aber dennoch
zerfiel leider diese Societas nach dem Tode von Hemmer in wenigen Jahren
wieder gänzlich, und ein 1812 von Heinrich Zschokke (Magdeburg 1771 —
Aarau 1848; Schriftsteller) und Joh. Rudolf Meyer (Aarau 1768 — ebenda 1825;
Sohn des durch seinen Schweizer-Atlas hochverdienten, gleichnamigen Fabri
kanten in Aarau und erster Besteiger der Jungfrau; vgl. Biogr. II) aus
gearbeiteter, ganz hübscher Plan, von Aarau aus zwei Reihen übereinstimmend
ausgerüsteter Stationen ins Leben zu rufen, von welchen die eine ungefähr
längs einem Meridiane von Kiel bis Neapel, die andere längs einem Parallel
von Glasgow bis Charkow führen sollte, kam gar nicht zur Ausführung. Da
gegen gelang es Marc-Auguste Pictet (Genf 1752 — ebenda 1825: Prof. pbys.
und Dir. Obs. Genf; vgl. Biogr. III), 1817 die wichtige Höhenstation auf dem
grossen St. Bernhard ins Leben zu rufen und 1823 mit Horner ein erstes
Beobachtungsnetz für die Schweiz zu organisieren, das zwar damals nur
kurze Zeit funktionierte, aber dann 1863 in erweiterter Gestalt neu auflebte.
III. Sorge des Staates für Einrichtung und Unterhalt von meteorologischen Be
obachtungsnetzen. Als man sich im gegenwärtigen Jahrhundert mehr und mehr
von dem Nutzen der Meteorologie, zugleich aber auch von der Notwendigkeit
überzeugte, einheitlich organisierte und in ihrer Existenz nicht bloss von dem
guten Willen oder Leben einzelner Personen abhängige Beobachtungsnetze zu
besitzen, wurden nach und nach in den verschiedenen Ländern von Staats wegen
eigentliche Centralanstalten für Meteorologie subventioniert oder sogar ge
gründet, ja dieselben durch internationale Vereinigungen mit einander in
Fühlung gebracht, während telegraphische Verbindungen ein rasches Ein
sammeln und Austauschen der Beobachtungen und damit z. B. die Anfertigung