234 — Die ersten Entdeckungen mit dem Fernrohr. — 497
aber ans Furcht, Jalousien zu erregen, davon abgekommen und benutzte nun
dafür die unverfänglichen Namen von Gebirgen, Ländern und Meeren der
Erde, ohne jedoch dadurch Ähnlichkeiten bezeichnen zu wollen; so findet man
auf seiner Karte die Apenninen, den Vesuv, das Mare serenitatis (den stillen
Océan), etc. Dagegen nahm Riccioli den ursprünglichen Plan Hevels wieder
auf und trug damit, dank der menschlichen Eitelkeit, den Sieg davon.
335. Die spätem Arbeiten. — Die gegen Ende des 17. Jahr
hunderts durch Cassini und Lahire bearbeiteten grossen Mondkarten
gingen durch die Ungunst der Zeiten für die Wissenschaft fast
ganz verloren a , und ebenso die circa 3‘/ 2 Hundert hübschen Zeich
nungen , welche Clara Eimmart ungefähr gleichzeitig hei den ver
schiedenen Mondphasen aufnahm b . Dagegen machte die Mondtopo
graphie, als sich gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts der unver
gleichliche Tobias Mayer mit derselben zu befassen begann, er
hebliche Fortschritte und würde ohne dessen frühen Tod wohl noch
viel grössere erreicht haben c . Endlich fallen auf das Ende des
18. Jahrhunderts die ausgedehnten Arbeiten des fleissigen Schröter,
welche jedoch eine Aufgabe lösen sollten, die für den damaligen
Stand unserer Kenntnis des Mondes noch verfrüht war, so dass
seine Bemühungen nicht den gewünschten Erfolg hatten und auch
nicht haben konnten d .
Zu 23&: a. In den Jahren 1671—79 Hess Dom. Cassini durch einen
geschickten Zeichner, Namens Patigny, den Mond unter Anwendung eines
84-füssigen Fernrohrs und mit einiger Beihilfe des ebenfalls kunsterfahrnen
Sébastien Ledere (Metz 1637 — Paris 1714; Ingénieur-géographe und Prof,
perspect. Paris), wiederholt in allen Phasen detailliert mit schwarzer und weisser
Kreide auf blaues Papier zeichnen, — benutzte sodann diese Zeichnungen in
Verbindung mit eigenen Messungen, um eine Vollmondskarte von 12' Durch
messer zu erstellen, — und liess diese letztere nach Reduktion auf 20" Durch
messer durch den bereits erwähnten Mellan in Kupfer stechen, jedoch vorläufig
nur wenige Exemplare abziehen, — wahrscheinlich beabsichtigend, die eigent
liche Publikation erst nach Redaktion und Abdruck der zu Grunde liegenden
Beobachtungen stattfinden zu lassen. Nachdem die Kupferplatte fast ein Jahr
hundert in der k. Druckerei gelegen, und die Karte selbst nur dazu gedient
hatte, kleinere und grösstenteils schlechte Mondbilder für die Connais, des tems
und verschiedene Abhandlungen zu erstellen, brachte endlich (vgl. Journ. d. Sav.
1787) Dufourney 1787 Abdrücke der erstem zum Preise von 6 Livres in den
Handel, und zugleich liess Dom. II Cassini durch Janinet noch eine Reduktion
auf 10" Durchmesser stechen. Was aus den Originalzeichnungen, welche Cassini
damals noch besass, seither geworden ist, weiss ich nicht. — Ungefähr gleich
zeitig bearbeitete auch Ph. de Lahire eine Mondkarte von gleicher Grösse und
ebenfalls in Kreidemanier, wobei derselbe, da er zugleich Künstler und Astro
nom war, den grossen Vorteil hatte „de pouvoir tenir d’une main la lunette
et de l’autre le crayon“. Leider kam jedoch diese 1686 nach zehnjähriger
Arbeit vollendete Karte von künstlerischer Vollendung, abgesehen von einer
1703 durch Lahire seinen „Tabnlæ astronomicæ“ beigegebenen, ganz netten
Wolf, Handbuch der Astronomie. I.
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